Radikalisierung junger Männer: Frauenhass als brisantes Problem!

Toronto, Kanada - Die britische Netflix-Serie „Adolescence“ thematisiert die wachsende Misogynie und die Rolle sozialer Medien bei der Radikalisierung junger Männer. In der Serie steht der 13-jährige Jamie im Mittelpunkt, der verdächtigt wird, eine Mitschülerin ermordet zu haben. Dieses düstere Setting spiegelt aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wider, wie die Kriminalologin Marina Hackenbroch erläutert: Sie warnt vor den möglichen Nachahmungseffekten, die von der Serie ausgehen könnten, und fordert Eltern auf, den Internetzugang ihrer Kinder zu reglementieren und sich über Online-Trends zu informieren, um sie vor gefährlichen Ideologien zu schützen, die insbesondere in sozialen Medien verbreitet werden.

Die Plattformen sind ein Nährboden für Ideologien wie die der sogenannten Incels, einer Gruppe von frauenhassenden Männern, die oft unfreiwillig sexuell enthaltsam leben. Ihre Ansichten werden durch soziale Netzwerke propagiert und gefährden nicht nur die betroffenen Frauen, sondern die gesamte Gesellschaft. Hackenbroch stellt fest, dass eine Studie zeigt, dass viele junge Männer das Online-Leben als sinnvoller empfinden als das Offline-Leben, was die Problematik weiter verschärft.

Rollen von Sozialen Medien und Gesellschaftsdruck

Hackenbroch nennt die inflationäre Verbreitung von Gewalt gegen Frauen, die auch im sozialen Nahbereich angestiegen ist. Die Pandemie hat die Fallzahlen zusätzlich erhöht. Die Kriminologin kritisiert, dass dieses Problem oft als Privatangelegenheit betrachtet wird und fordert stattdessen eine equal-opportunity Erziehung, die Geschlechterstereotype abbaut. Dabei hat sich gezeigt, dass Frauen mittlerweile in Kategorien wie die attraktiven „Stacies“ und die weniger attraktiven „Beckies“ unterteilt werden, was die Entmenschlichung von Frauen beschleunigt.

Die Ideologie der Incels, die ursprünglich in den späten 1990er Jahren entstanden war, als eine kanadische Studentin einen Raum für schüchterne Menschen schaffen wollte, doch dann in eine Abwärtsspirale von Frauenhass und Diskriminierung umschlug, zieht vor allem sexuell zurückgewiesene junge Männer an. Sie verwandeln ihre Frustrationen in Hass und Gewalt, was in zahlreichen Gewalttaten mündete, darunter die Amokfahrt von Toronto im Jahr 2018, bei der zehn Menschen starben und 15 verletzt wurden. Der Täter hatte zuvor die „Incel“-Rebellion ausgerufen, und sein Fall zeigt die extreme Gefährlichkeit dieser Ideologie, die nicht nur Frauen, sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen angreift.

Prävention und Lösungen

Hackenbroch hebt hervor, dass die Finanzierung von Frauenhäusern und Anti-Gewalt-Programmen für Täter dringend notwendig ist. Gleichzeitig äußert sie Zweifel an der Wirksamkeit elektronischer Fußfesseln für Täter und sieht die langfristige Prävention von Gewalt gegen Frauen als eine herausfordernde, aber essentielle Aufgabe an. Sie ist der Meinung, dass die zunehmende Radikalisierung und die Ideologie der Incels in einem neoliberalistischen Kontext betrachtet werden müssen, in dem Männer sich oft abgehängt fühlen.

Die Bedrohung, die von derartigen Ideologien ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Es ist offensichtlich, dass eine präventive Strategie gefragt ist, die sowohl soziale als auch bildungspolitische Ansätze vereint, um den Kreislauf von Gewalt und Radikalisierung zu durchbrechen. Der Aufruf zur Aufklärung über Genderfragen und zur Bekämpfung von Misogynie ist dringlicher denn je. Die Serie „Adolescence“ könnte dabei als ein Ausgangspunkt für wichtige Diskussionen dienen.

Ein erfolgreiches Umdenken könnte helfen, zukünftigen Generationen ein besseres und gerechteres Miteinander zu ermöglichen, bevor es zu spät ist. Während Hackenbroch weiterhin zu einer bewussteren Erziehung aufruft, wird deutlich, dass die Herausforderungen komplex sind und vielfältige Lösungen erfordern.

Details
Vorfall Mord/Totschlag
Ursache Radikalisierung, Frauenhass
Ort Toronto, Kanada
Verletzte 15
Quellen