Varoufakis warnt: Europas Wirtschaft droht im Handelskrieg unterzugehen!

Universität Südost-Norwegens, Norwegen - Yanis Varoufakis, der ehemalige Finanzminister Griechenlands, hat scharfe Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik der Europäischen Union geübt. In einem Interview mit Professor Glenn Diesen von der Universität Südost-Norwegens bezeichnete er die Strategien der EU als planlos und inkompetent. Varoufakis hebt hervor, dass die US-amerikanische Wirtschaftspolitik seit dem Zweiten Weltkrieg auf das Streben nach globaler Hegemonie ausgerichtet ist. Demnach seien die USA als Erben des britischen Empires aus dem Krieg hervorgegangen, mit dem Ziel, ihre Produktionsrate zu sichern. Um Resessionen zu vermeiden, wurden Europa und Japan dollarisiert, was zu beträchtlichen US-Exportüberschüssen führte. Diese Entwicklungen führten schließlich zum Ende des Bretton-Woods-Systems, als Richard Nixon 1971 die Dollarbindung auflöste.
In den 1970er Jahren kam es dann zu einem umgekehrten Kapitalfluss, was die US-Wirtschaft schwächte und andere Volkswirtschaften stärkte. Varoufakis kritisiert besonders die Deregulierung der Finanzmärkte, die zur Finanzkrise von 2008 führte. Er beschreibt die gegenwärtige Lage als „Sozialismus für Banker“ mit Sparmaßnahmen für die breite Bevölkerung. Während die Investitionen in den USA und Europa stark zurückgegangen sind, haben insbesondere große Technologieunternehmen von diesen Veränderungen profitiert.
Europa vor Herausforderungen
Im Kontext der geopolitischen Entwicklungen sieht Varoufakis die US-Finanzwirtschaft als parasitär gegenüber der schrumpfenden US-Fertigungsindustrie. Er verweist darauf, dass Donald Trump versucht hat, das Ungleichgewicht zwischen dem Dollar und der Produktionskapazität der USA zu korrigieren, jedoch unklar bleibt, ob dies tatsächlich gelingen wird. Europa, das seit dem Zweiten Weltkrieg von einem bevorzugten Zugang zum US-Markt profitierte, steht vor neuen Herausforderungen, die eine panikartige und unstrukturierte Reaktion hervorrufen.
In einem weiteren Interview mit Freddie Sayers von UnHerd thematisierten Varoufakis und Wolfgang Münchau die Eskalation des Handelskriegs zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Vor kurzem haben die USA ein Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich geschlossen, während Indien ein umfassendes Abkommen mit dem Vereinigten Königreich unterzeichnet hat. Europa sowie China und andere Länder drohen mit Vergeltungsmaßnahmen aufgrund der aggressiven Zölle von Präsident Trump. In diesem Kontext wurde gewarnt, dass Europa an Boden verlieren könnte, was durch die geopolitischen Risiken des Jahres 2025 weiter verstärkt wird.
Geopolitische Einflüsse auf den Handel
Eine aktuelle Studie von Khalil, Osten und Strobel aus dem Jahr 2025 befasst sich mit den Einfuhren des Euroraums und der USA von 1990 bis 2019. Sie zeigt, dass bei gestiegenem geopolitischen Risiko die preisbereinigten Einfuhren aus diesen Ländern abnehmen, während die Importpreise steigen. Laut den Forschern wirken geopolitische Risikoschocks wie negative Angebotsengpässe auf die Einfuhren. Ein Index, der auf der Häufigkeit von Artikelberichten über zwischenstaatliche Konflikte, Unruhen und Terrorismus basiert, wird genutzt, um die Auswirkungen zu quantifizieren. Die Analyse berücksichtigte allerdings nicht den Anstieg der geopolitischen Risiken infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, was einen weiteren Gesichtspunkt zur Diskussion um die europäische Wirtschaftspolitik darstellt.
Insgesamt bemängelt Varoufakis die unzureichenden Investitionen der EU in Zukunftstechnologien und fordert ein paneuropäisches Investitionsprogramm zur Schließung einer jährlichen Investitionslücke von 600 bis 700 Milliarden Euro. Zudem kritisiert er die politische Fragmentierung in Europa und das Fehlen eines kohärenten Entscheidungszentrums, während er eine digitale Währungsreform als notwendig erachtet, um den Banken das Monopol zu entziehen. Ein zukunftsorientierter Ansatz und Kooperation sind seiner Meinung nach unerlässlich, um die Herausforderungen der globalen Wirtschaft zu meistern.
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Ort | Universität Südost-Norwegens, Norwegen |
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