Flucht vor Verfolgung: Familie aus Türkei findet neuen Lebensweg in Emmingen
Tuttlingen: Eine türkische Familie findet in Emmingen-Liptingen Zuflucht vor politischer Verfolgung und plant eine neue Zukunft.

Flucht vor Verfolgung: Familie aus Türkei findet neuen Lebensweg in Emmingen
Im malerischen Emmingen-Liptingen hat die Familie Balkanlioglu, die 2022 nach Deutschland auswanderte, ein neues Zuhause gefunden. Celebi Mehmet Balkanlioglu, 19 Jahre alt, und sein vier Jahre jüngerer Bruder Ahmet, flohen mit ihren Eltern vor der politischen Verfolgung in der Türkei. Die Umstände ihrer Flucht sind bedrückend: Nach dem gescheiterten Putschversuch am 15. Juli 2016 wurde ihre Familie gesellschaftlich stigmatisiert, ihre Berufe verloren und sie selbst als Terroristen verfolgt. Die Schwäbische berichtet, dass sie über einen Schleuser aus ihrer Heimat, zuerst nach Griechenland und dann weiter nach Italien, schließlich nach Deutschland gelangen konnten.
Die Balkanlioglus gehören der Hizmet-Bewegung an, auch bekannt als Gülen-Bewegung, die sich für Bildung und Toleranz einsetzt. Diese Bewegung, die weltweit Millionen von Mitgliedern hat, wird in der Türkei jedoch als feindlich eingestuft und mit einem terroristischen Netzwerk gleichgesetzt. In Deutschland sind etwa 150.000 Anhänger der Bewegung aktiv, wo unter anderem Nachhilfeschulen betrieben werden. Das Bild der Bewegung hat sich in der deutschen Gesellschaft zunehmend gewandelt, da Berichte über mögliche Infiltrationen und Intransparenz aufgetaucht sind. Die Gülen-Bewegung, geleitet von Fethullah Gülen, erlebt im Kontext von Verhaftungen und Diskriminierung in der Türkei eine traurige Renaissance in der Diaspora. Wie die Wikipedia dokumentiert, stehen die Werte, für die sich die Bewegung einsetzt, in Kontrast zu Vorwürfen, sie sei sektenähnlich.
Das neue Leben in Deutschland
Die Familie Balkanlioglu hat sich mittlerweile gut in Emmingen-Liptingen eingelebt. Seit ihrer Ankunft im August 2022 in München, wo sie Unterstützung von Freunden beim Ausfüllen ihrer Asylanträge erhielten, haben sie eine Aufenthaltsbewilligung für drei Jahre erhalten. Vater Ramazan hat einen Job als pädagogischer Betreuer gefunden, während Ahmet die achte Klasse besucht. Besonders hervorzuheben ist, dass Mehmet die deutsche Sprache mit herausragendem Erfolg erlernt hat und nun plant, IT-Sicherheit an der Hochschule Furtwangen zu studieren. Sein sehr gut absolviertes Abitur zeigt, dass er mit Engagement und Fleiß seinen Weg geebnet hat.
Die Situation für viele Asylsuchende aus der Türkei ist jedoch nicht unkompliziert. Laut Tagesschau hat sich die Zahl der Asylanträge aus der Türkei innerhalb der vergangenen zwei Jahre stark erhöht. Mit 16,9 % der Erstanträge stand die Türkei hinter Syrien, wo die Situation der Geflüchteten oft noch katastrophaler ist. Hauptsächlich kurdische Türken, die in der Mehrheit politisch verfolgt werden, erhalten nur selten Asyl. Das BAMF hat hierbei zahlreiche Anträge abgelehnt. Für die Balkanlioglus hat sich die Lage bislang zum Besseren gewandt, doch der Schatten ihrer Vergangenheit bleibt stets präsent.
Hoffnungen und Herausforderungen
Die Geschichte von Celebi Mehmet und seiner Familie zeichnet ein Bild von Hoffnung und Herausforderungen. Mit ihrer neuen Aufenthaltsgenehmigung scheint sich ein neues Leben abzuzeichnen, doch die Erfahrung der Flucht sowie die Vorurteile, die ihnen begegnen könnten, sind Herausforderungen, die sie meistern müssen. Der Austausch mit Angehörigen der Bewegung in Deutschland sowie der Aufbau eines sozialen Netzwerks kann ihnen helfen, Wurzeln zu schlagen. So zeigt sich, dass trotz aller Widrigkeiten, die Integration von geflüchteten Familien in Deutschland auch gelingt und der Beitrag zur Gesellschaft wertvoll ist. Ein Schritt in die richtige Richtung, wie es die Erfolgsstory der Balkanlioglus eindrücklich demonstriert.