Stau und Klage: Der B27-Ausbau zwischen Tübingen und Balingen steht still!

Stau und Klage: Der B27-Ausbau zwischen Tübingen und Balingen steht still!
Pendler in der Region Tübingen blicken erneut auf eine Vielzahl von Baustellen, die den Arbeitsweg erheblich belasten. Der Chefarzt und psychologische Psychotherapeut Thomas Frittrang pendelt täglich von Tübingen nach Tailfingen und bekommt die Auswirkungen der ständigen Staus hautnah zu spüren. Etliche Pendler verlassen Tübingen und Stuttgart in Richtung Zollernalbkreis, während Frittrang gegen den Strom fährt. Das sorgt zwar für weniger Verkehr, macht seinen Weg aber nicht weniger mühselig, vor allem zwischen Bodelshausen und Tübingen, wo es regelmäßig zu blockierten Straßen kommt, wie Schwäbische berichtet.
Die Diskussion um den vierspurigen Ausbau der B27 zwischen Balingen und Tübingen ist nicht neu. Seit Jahrzehnten streiten sich Politiker und Bürger über die beste Lösung. Der Fokus liegt dabei besonders auf der sogenannten Endelbergtrasse, die durch Wiesen und Streuobstgebiete führen würde. Gegner dieser Trasse haben sich im Landkreis Tübingen geformt und kritisieren, dass alternative Tunnellösungen unter Ofterdingen nicht ausreichend geprüft wurden. Dieser Widerstand hat bereits zu rechtlichen Schritten geführt.
Rechtliche Auseinandersetzungen
Im Mai 2023 haben die Verbände NABU und BUND Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss eingereicht, der die Endelbergtrasse betrifft. Die umfangreiche Klage umfasst 230 Seiten sowie ein 200-seitiges Fachgutachten, die auf gravierende negative Auswirkungen auf geschützte Lebensräume hinweisen. So werden gerade die EU-Vorgaben zum Schutz von Flachland-Mähwiesen, Hochstaudenfluren und anderen wichtig geschützten Gebieten als nicht ausreichend berücksichtigt erachtet. Dies verstößt laut den Umweltschützern gegen gültige Rechtsvorschriften, was von BUND klar aufgezeigt wird.
Zusätzlich ist es auch die Sorge um die Klimaziele, die die Klage antreibt. Die Berechnung der CO₂-Emissionen wurde als unzureichend beschrieben, und alternative, klimafreundlichere Lösungen wurden vernachlässigt. Die Verantwortlichen stehen vor der Herausforderung, sich sowohl um die Notwendigkeit des Ausbaus zu kümmern als auch den rechtlichen Vorgaben und dem Klimaschutz gerecht zu werden.
Stagnation im Bauprozess
Obwohl die Klage eingereicht wurde, ist der Baubeginn noch nicht gestartet worden. Das Regierungspräsidium hat Gründe für die Verzögerungen angeführt; sowohl die Ausführungsplanung ist noch nicht abgeschlossen, als auch Haushaltsmittel für das Projekt fehlen. Zudem hatte das Regierungspräsidium Schwierigkeiten, geeignete Planungsbüros zu finden – erst beim dritten Versuch konnte ein Angebot eingeholt werden. Dies sorgt weiterhin für Frustration bei den betroffenen Pendlern, die auf eine baldige Lösung hoffen.
Die Notwendigkeit für einen Ausbau ist jedoch unbestreitbar. Der Kraftfahrzeugbestand in Deutschland nimmt ständig zu und lag 2025 bei rund 49,3 Millionen Pkw, was das Verkehrsaufkommen erheblich erhöht. Das macht eine solide Verkehrsinfrastruktur umso dringlicher, um den bestehenden Stau- und Verkehrsproblemen entgegenzuwirken, wie auch das Umweltbundesamt bestätigt.
Während die Bürger gespannt auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim warten, bleibt die Situation angespannt. Die Klage hat zwar grundsätzlich aufschiebende Wirkung, jedoch nicht bei Projekten mit „vordringlichem Bedarf“ wie der B27. Bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft eine Lösung gefunden wird, die sowohl den Verkehrsfluss verbessert als auch die Natur schützt.