Rachel Salamander kehrt zurück: Erinnerung an das DP-Lager Föhrenwald
Dr. Rachel Salamander, geboren im DP-Lager Deggendorf, kehrt zum 80. Jahrestag des Lagers Föhrenwald zurück und teilt ihre bewegende Geschichte.

Rachel Salamander kehrt zurück: Erinnerung an das DP-Lager Föhrenwald
Dr. Rachel Salamander kehrt zurück in ihre Kindheit
Am 19. Oktober feiert Waldram den 80. Jahrestag der Gründung des Displaced Persons-Lagers (DP-Lager) Föhrenwald, ein bedeutendes Ereignis, zu dem Dr. Rachel Salamander, 76 Jahre alt und eine prominente Stimme in der deutschen Literatur, zurückkehren wird. Salamander, die im besagten Lager aufwuchs, hat nicht nur ihr Leben in Deutschland geprägt, sondern auch die deutsche Kulturlandschaft maßgeblich mitgestaltet. Wie Merkur berichtet, wurde Salamander 1949 in einem Durchgangslager in Deggendorf geboren. Ihre Familie stammte aus dem osteuropäischen Judentum und hat den Holocaust überlebt.
Mit viel Herz denkt Salamander an die Zeit im Lager zurück, wo sie die Geborgenheit der überlebenden Familien und deren Unterstützung erlebte. Dennoch waren die Erzählungen der Erwachsenen über ermordete Angehörige für die Kinder oft eine emotionale Belastung. Dieses ambivalente Gefühl präge ihre Erinnerungen bis heute. 1957, nach der Schließung des Lagers, blieb sie in Deutschland, während viele andere Juden nicht weiterziehen konnten, und studierte Germanistik – ein Schritt, der in ihrer Gemeinschaft gemischte Reaktionen hervorrief.
Leben nach dem Lager
Nach der Schließung des Lagers zog Salamanders Familie nach München. Während ihre Kinderwelt im Föhrenwald von Zuneigung geprägt war, verwandelte sich das Leben im neuen Umfeld schnell: Antisemitische Anfeindungen und die Notwendigkeit, Deutsch zu lernen, waren Herausforderungen, denen sie sich stellen musste. Dennoch entschloss sie sich, in Deutschland zu bleiben und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Diese Erlebnisse hat sie nach ihrem Weggang aus dem Lager zum Thema ihrer weiteren Karriere gemacht. Laut hdbg engagierte sich Salamander vehement für die Sichtbarkeit der DP-Geschichte.
In den folgenden Jahrzehnten hat sie nicht nur sieben Buchhandlungen für jüdische Literatur gegründet, sondern auch aktiv dazu beigetragen, die Werke von Autoren wieder in den deutschen Literaturkanon zu integrieren, die von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet wurden. Salamanders Engagement ist nicht nur ein Zeichen ihres persönlichen Weges, sondern auch ihrer tiefen Überzeugung, dass das Bewusstsein für die Geschichte jüdischer DPs (Displaced Persons) in Deutschland ein wichtiges Thema bleibt.
Ein Blick in die Geschichte der Displaced Persons
Die Herausforderungen, mit denen Salamander konfrontiert war, spiegeln die allgemeine Erfahrung der Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg wider. In den ersten Jahren nach dem Krieg lebten bis zu 11,7 Millionen Menschen in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands, viele von ihnen waren ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und andere Überlebende von Verfolgung und Krieg. Wie die bpb dokumentiert, war die Situation für viele dieser Menschen extrem precär. Die ersten Richtlinien für den Umgang mit DPs wurden 1944 von SHAEF herausgegeben, und die Lebensbedingungen in den Lagern verbesserten sich erst allmählich. Jüdische DPs waren oft in Lagern untergebracht, die auch Menschen anderer Nationalitäten beherbergten, was zu Spannungen führte.
In der Zeit von 1945 bis 1950 war Bayern ein wichtiger Anlaufpunkt für viele Vertriebene. Dennoch mussten viele Juden nach der Lagerauflösung die Herausforderungen der Integration in eine neue Gesellschaft meistern. Salamanders eigene Reise von den Anfängen im DP-Lager bis zur Etablierung als literarische Größe illustriert diesen oft übersehenen Teil der deutschen Geschichte. Während sie sich für die Wahrnehmung und das Gedenken an die DP-Geschichte einsetzt, fragt sie sich auch, wie die Wurzeln des heutigen Antisemitismus überwunden werden können.
Die Rückkehr nach Waldram am 19. Oktober wird nicht nur ein persönliches Wiedersehen für Salamander sein, sondern auch eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, gemeinsam über Geschichte, Erinnerung und die wichtige Rolle der Displaced Persons nachzudenken.