Geister der Vergangenheit: Die Teufelsinsel Langlütjen auf Spurensuche
Entdecken Sie die dunkle Geschichte der Langlütjen-Inseln vor Bremerhaven, von Militäranlagen bis zu Folterstätten.

Geister der Vergangenheit: Die Teufelsinsel Langlütjen auf Spurensuche
Im Schatten der Nordsee, etwa zwei Kilometer vor der Küste Bremerhavens, finden sich die beiden Watt-Inseln Langlütjen I und II. Diese künstlich angelegten Inseln, die zusammen 33.000 Quadratmeter messen, haben eine Geschichte, die mehr als 150 Jahre zurückreicht und von militärischer Nutzung und dunklen Kapiteln der Vergangenheit geprägt ist. T-Online berichtet, dass Langlütjen ursprünglich während der deutsch-dänischen Kriege zwischen 1848 und 1864 als Verteidigungsanlage gedacht war.
Die Bauarbeiten für Langlütjen I begannen 1869, und 300 Arbeiter transportierten das Material über einen 1,6 Kilometer langen Damm, der nur bei Ebbe passierbar war. Am Ende war das Küstenfort 1871 fertiggestellt und mit Geschützen ausgestattet, obwohl es während seiner Nutzung nie zum Einsatz kam. Langlütjen II folgte in den Jahren 1872 bis 1876 und erhielt erst 1914 seine Bewaffnung. Beide Inseln sind mittlerweile Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und stehen unter strengen Schutzbedingungen.
Dunkle Geschichte der Inseln
Die düstere Geschichte von Langlütjen II wird von den Berichten über seine Nutzung als Folterstätte der Gestapo überschattet. Zwischen 1933 und 1934 wurde die Insel zu einem „Schutzhaftlager“ für politische Gefangene und es wird geschätzt, dass rund 100 Menschen gefoltert und ermordet wurden. Die Schreie der Leidenden waren bis zum Ufer hörbar, was der Insel die gefürchteten Namen „Teufelsinsel“ und „KZ unter dem Meer“ einbrachte. Diese schmerzlichen Erinnerungen an die NS-Zeit sind Teil eines größeren Narrativs, das die Geschichte der Marine und des Militärs in Deutschland auch im 19. Jahrhundert umreißt. Wie das Marine Museum erklärt, war 1848, das Jahr der ersten deutschen Revolution, auch der Beginn der organisierten Marinegeschichte.
Die Marina im Kaiserreich erlebte eine rasante Flottenrüstung, die letztlich zur Isolation Deutschlands auf der internationalen politischen Bühne führte. Diese militärischen Bestrebungen spiegeln sich in den Einrichtungen der Inseln wider, die Teil eines größeren Verteidigungssystems waren, um die Bremer Häfen zu schützen.
Schicksal der Inseln
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Geschütze demontiert oder gesprengt, und die Ruinen sind bis heute sichtbare Zeugen dieser bewegten Geschichte. Langlütjen II wurde bis zum Zweiten Weltkrieg weiterhin militärisch genutzt, ehe die Anlagen schließlich brotlos wurden und in einem schlechten baulichen Zustand verblieben. Das Betreten der Inseln ist heute verboten, allerdings sind Führungen möglich.
Interessanterweise wurden die Inseln 2005 zum Verkauf angeboten und fanden 2006 einen neuen Besitzer, eine Geschäftsfrau aus Oldenburg. Ihr Plan, Langlütjen für sanften Tourismus zu nutzen, sorgt jedoch für Spannungen mit den Schutzbestimmungen des Nationalparks. Vorherrschenden Berichten zufolge gab es 2015 bereits Probleme mit Besuchergruppen, die die Ruhezone des Nationalparks störten, während die Reste der Marine-Forts im Hintergrund verfallen.
Zusammengefasst ist die Geschichte der Inseln Langlütjen nicht nur ein Teil der Marinegeschichte, sondern auch ein Mahnmal für die Schrecken der Vergangenheit, die es zu bewahren gilt.