Frauen im Handwerk: Klischees zerschlagen und den Mut finden!

Frauen im Handwerk: Klischees zerschlagen und den Mut finden!
Wie klappt’s in der Arbeitswelt mit Gendergerechtigkeit? Immer mehr Frauen wagen den Sprung in Berufe, die traditionell als männlich gelten. Dennoch gibt’s noch viel zu tun, wie aktuelle Zahlen zeigen. Laut Destatis waren 2024 im Handwerk nur 10,3 Prozent der Erwerbstätigen weiblich. Das zeigt, dass die Geschlechterverteilung in vielen Berufen nach wie vor stark unausgewogen ist.
Ein Beispiel gefällig? Hanna Bechtel führt seit Anfang 2024 die Schlosserei Bechtel in Marburg in sechster Generation. Aufgewachsen im Familienbetrieb, entschied sie sich unabhängig für den Beruf der Metallbauerin. Ihre Erfahrungen sind gemischt. Bechtel berichtet von Vorurteilen, die sie sowohl von ihrem Team als auch von männlichen Kunden zu hören bekommt: “Das ist schon ein steiniger Weg”, erzählt sie und ergänzt, dass sie aktiv versucht, Frauen im Handwerk zu fördern. Der Frauenanteil in Berufen wie der Maßschneiderei liegt bei etwa 83 Prozent und macht damit in einer anderen Richtung einen deutlichen Unterschied.
Auf der Suche nach Gleichgewicht
Während sich im Handwerk und der Industrie der Zugang für Frauen noch als herausfordernd erweist, tun sich im Dienstleistungssektor ganz andere, positive Trends auf. Im Jahr 2024 sind Frauen in Berufsfeldern wie Bürokräften und kaufmännischen Angestellten mit einem Anteil von 65,6 Prozent stark vertreten, ebenso in Dienstleistungsberufen mit 61,7 Prozent. So weit, so gut! Doch ist das der Schluss? Leider nicht, denn die Kategorien Handwerk, Industrie und Landwirtschaft zeigen, dass Frauen auch weiterhin stark unterrepräsentiert bleiben. In der Industrie liegt der Frauenanteil nur bei 15 Prozent und in der Landwirtschaft sogar bei 19,6 Prozent, wie Destatis berichtet.
Besonders in der Pädagogik sind die Hindernisse für Männer ebenfalls merklich. Mark Hamann ist nicht nur ein engagierter Erzieher, sondern hat auch die Hürden seiner Berufswahl erlebt. 2022 lag der Männeranteil im pädagogischen Personal gerade einmal bei 7,9 Prozent. Er erhielt gemischte Reaktionen auf seine Entscheidung: Von „endlich mal ein Mann“ bis „Männer gehören da nicht hin“ war alles dabei. Es ist klar, dass auch in diesen Bereichen noch ein Umdenken stattfinden muss.
Von Stereotypen zu Perspektiven
Aber wie sieht’s bei Männern in traditionellen Frauenberufen aus? Simon Schubert, ein Mann in der Welt des Mode- und Maßschneiderns, sieht seine Berufswahl unabhängig vom Geschlecht. In seiner Zeit als Berufsschullehrer erlebte er ein wachsendes Interesse junger Männer an der Maßschneider-Ausbildung. Der Anteil männlicher Auszubildender, die 2012 beginnen konnten, lag bei 8,7 Prozent; 2022 war es bereits fast das Doppelte mit 16,3 Prozent. Das ist ein klarer Fortschritt!
Statistiken belegen schließlich, dass sich im Laufe der letzten 25 Jahre die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland von knapp 60 Prozent auf über 77 Prozent im Jahr 2023 erhöht hat. Auch die Bereitschaft, in Berufe mit flexiblen Arbeitszeiten und guter Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusteigen, nimmt zu. Statista zeigt auf, dass die Branchen mit dem höchsten Frauenanteil in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht sind, wo Frauen rund 75 Prozent der Beschäftigten ausmachen.
Die 2024 durchgeführte Studie zeigt deutlich, wie wichtig flexible Arbeitsformen und Unterstützung im Bereich Kinderbetreuung sind. Frauen möchten auch in Führungspositionen durchstarten. Der aktuelle Gender Pay Gap liegt bei 18 Prozent – ein Thema, das immer wieder zur Diskussion steht. Der bereinigte Gap beträgt 6 Prozent, was zeigt, dass die Ursachen für die Unterschiede tief verwurzelt sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die geschlechtsspezifische Berufswahl bleibt ein wichtiges Thema. Frauen in Männerspielwiesen und Männer in Frauenterritorien? Es wird Zeit, diese Stereotypen zu durchbrechen und allen die gleichen Chancen zu bieten. Da liegt eindeutig etwas an!