Skandal um Giftmord: Historiker enthüllt den Fall Stienken in Lindern!

Skandal um Giftmord: Historiker enthüllt den Fall Stienken in Lindern!
Am 16. Juni 2025 ist ein neues Buch von Lokalhistoriker Johannes Bollen erschienen, das einen tiefen Einblick in einen tragischen Mordfall aus der Zeit des Nationalsozialismus gewährt. Der Titel „Rattenkraut im Labor“ beleuchtet die umstrittenen Umstände rund um die Hinrichtung des Landarbeiters Anton Stienken, der 1937 für den Mord an seiner Frau Maria verurteilt wurde. Bollen rekonstruiert die Geschehnisse präzise und lässt dabei nichts aus. NWZonline berichtet, dass der Fall von Stienken exemplarisch für die Willkür der Justiz in der NS-Zeit steht.
Der Mordfall beginnt mit den schweren Vorwürfen, die gegen Anton Stienken erhoben wurden. Im Zeitraum zwischen Februar und April 1935 soll er seine Frau mit Arsen vergiftet haben. Diese Anschuldigungen wurden nicht nur durch die Aussagen einer wichtigen Zeugin, Berta Niemann, untermauert, sondern auch durch einen anonymen Brief, der die Polizei alarmierte und mit „Giftmord! Aufklärung!“ überschrieben war. Trotz der zahlreichen Ungereimtheiten im Verfahren, einschließlich der mangelnden juristischen Vertretung Stienkens, wurde er am 8. April 1937 zum Tode verurteilt.
Der schmale Grat der Gerechtigkeit
Die Bedingungen unter denen Stienken verhandelt wurde, waren alles andere als fair. Laut Bollen hatte Stienken 1936 ohne Rechtsbeistand kaum Chancen auf ein gerechtes Verfahren. Dies wird umso deutlicher, wenn man die Rolle des Lastruper Ortspolizisten Ripken und des NSDAP-Ortsgruppenleiters Dr. Ernst Stricker betrachtet, die beide negative Meinungen über ihn äußerten. Der Verurteilung folgte die Hinrichtung am 4. November 1937, und Stienkens Körper wurde der Pathologie der Universität Göttingen zur Verfügung gestellt, ohne dass ihm ein Grab gesetzt wurde.
Bollens Werk, das unter dem Titel „Nazi arbitrary justice. Reconstruction of a historical case“ veröffentlicht wurde, nimmt die Leser:innen mit auf eine emotional aufgeladene Reise durch die Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit. Neben der Erzählung des Mordfalls diskutiert das Buch auch die Willkür der Polizeiermittlungen und die politischen Hintergründe des NS-Justizsystems. Auf diese Weise vermittelt es nicht nur einen klaren Blick auf die Justiz, sondern auch ein Gespür für das Menschliche in einem düsteren Kapitel der Geschichte.
Politischer Kontext und historische Wurzeln
Die Geschichte von Anton Stienken lässt sich nicht isoliert betrachten. Sie ist eingebettet in das komplexe Gefüge des deutschen Justizsystems während des Nationalsozialismus, das sich stark von dem zuvor bestehenden Weimarer Rechtssystem unterschied. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb die Justiz weitgehend monarchisch geprägt, was zur politischen Verfolgung und Diskriminierung führte. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurde das bestehende Recht zu einem Werkzeug ihrer Machtumgestaltung, und politische Gegner wurden rigoros verfolgt.
Wie doebeln-im-ns.de schildert, wurde die Justiz gleichgeschaltet und als Instrument für die Umsetzung rassistischer Gesetze und die Verfolgung von Minderheiten genutzt. Stienkens Fall ist ein Beispiel dafür, wie das Rechtssystem der Naziherrschaft agierte – oft ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz.
Abgerundet wird Bollens Aufarbeitung durch eine umfassende Analyse der politischen Geschehnisse und den Auswirkungen auf das Leben der Menschen in dieser kritischen Zeit. So wird deutlich, dass Erinnern und Aufarbeiten der Geschichte nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Notwendigkeit ist, um aus der Vergangenheit zu lernen.
Das Buch kann unter der ISBN 9783910347649 als Paperback und unter 9783910347656 als EPUB erworben werden, und es lädt alle Leser:innen ein, sich mit diesem bedeutsamen Thema auseinanderzusetzen und die Fragen der Gerechtigkeit und Verfehlungen der Vergangenheit neu zu überdenken. Die Beschäftigung mit solchen Fällen bleibt auch heute noch von großer Bedeutung und trägt dazu bei, das Gedächtnis zu bewahren.