Kampf gegen Clankriminalität: Immer mehr Razzien in Niedersachsen!
Oldenburg im Fokus: Ermittlungen zu Clankriminalität nach Gewaltverbrechen. Gesellschaftliche Debatten über Begriffe und Stigmatisierung.

Kampf gegen Clankriminalität: Immer mehr Razzien in Niedersachsen!
In den letzten Wochen hat das Thema Clankriminalität in Deutschland erneut hohe Wellen geschlagen. Im Fokus stehen verschiedene kriminelle Gruppen, die durch verwandtschaftliche Beziehungen und gemeinsame ethnische Herkunft geprägt sind. Die Polizei hat in diesem Zusammenhang wiederholt über ihre Ermittlungen berichtet, insbesondere in Niedersachsen, wo eine Definition des Innenministeriums festlegt, dass Clans kriminelle Gruppen darstellen, die durch enge familiäre Bindungen miteinander verbunden sind. Allerdings wird diese Definition immer wieder in Frage gestellt. NDR berichtet von Bedenken, die Thomas Müller, Ermittler bei der Polizei Bremen, geäußert hat. Er kritisiert, dass der Begriff Clankriminalität oft eine pauschale Zuordnung von Menschen auf Basis ihrer Familienstruktur schafft. So könnten beispielsweise alle Müller als potenziell kriminell angesehen werden. Diese Vorgehensweise führt viele Stimmen dazu, stattdessen von “organisierter Kriminalität” oder “kriminellen Banden” zu sprechen.
Die Problematik zieht allerdings noch weiter Kreise. In Nordrhein-Westfalen, Berlin und Niedersachsen ist die Bekämpfung der Clankriminalität ein zentrales Anliegen der Behörden. Innenminister Herbert Reul warnt, dass die gesellschaftliche Ordnung durch Clankriminalität bedroht sei. Häufig kommt es dabei zu Massenschlägereien, Juwelendiebstählen und Raubüberfällen. Laut Deutschlandfunk führt das immer wieder zu Razzien, wie zuletzt im Nachtleben, um die Verbindungen zwischen Clans und der Türsteherszene zu untersuchen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Nordrhein-Westfalen wurden 2023 etwa 7000 Straftaten durch Clanangehörige verzeichnet, was einen Anstieg von knapp 7 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Statistische Betrachtungen und gesellschaftliche Herausforderungen
Die Kritik am Begriff „Clankriminalität“ wird immer lauter. Beobachter warnen vor rassistischen Stereotypen und empfehlen, diesen Begriff abzuschaffen. Berichterstattung über Clankriminalität bezieht sich oft auf Großfamilien arabischer, türkischer oder kurdischer Herkunft, was zu einer massiven Stigmatisierung der Betroffenen führt. Das Bundeskriminalamt (BKA) beschreibt Clankriminalität als straffälliges Verhalten von Clanangehörigen, bei dem eigene Normen über die deutsche Rechtsordnung gestellt werden, wobei das Bundeslagebild „Organisierte Kriminalität“ die aktuellen Entwicklungen und eventuell auch deren internationale Dimension dokumentiert.
Ein weiteres Problem stellt die sogenannte „Clan-Merker“-Liste in Niedersachsen dar, die es zu willkürlichen Zuordnungen kommen lassen kann. Kritiker fordern die Abschaffung dieser Vorgehensweise, da sie eine systematische Diskriminierung zur Folge hat. Auch die Polizei hat inzwischen erkannt, dass der Begriff Clankriminalität hinterfragt werden muss, auch wenn die Landesregierung immer wieder betont, dass die Sicherheitslage ernst genommen wird. Innenminister Reul ist der Überzeugung, dass Razzien im Rahmen einer Null-Toleranz-Politik das Sicherheitsgefühl der Bürger steigern sollen, und das trotz eines Rückgangs von Tumultlagen von 179 im Jahr 2018 auf 37 im Jahr 2022.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Debatte um Clankriminalität in Deutschland komplex ist. Während die Behörden rigoros gegen diese Form der Kriminalität vorgehen, bleibt die Frage nach der Etikettierung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Implikationen offen. Eine sachliche Diskussion über mögliche Alternativen zu den gängigen Begriffen könnte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die Sicherheitslage zu verbessern.