Yulia Marfutova: Roman über jüdische Frauen und Erinnerungen in Kiel!

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Yulia Marfutova veröffentlicht in Kiel ihren neuen Roman über drei Generationen jüdischer Frauen und ihre Familiengeschichte.

Yulia Marfutova veröffentlicht in Kiel ihren neuen Roman über drei Generationen jüdischer Frauen und ihre Familiengeschichte.
Yulia Marfutova veröffentlicht in Kiel ihren neuen Roman über drei Generationen jüdischer Frauen und ihre Familiengeschichte.

Yulia Marfutova: Roman über jüdische Frauen und Erinnerungen in Kiel!

Im Rücken der literarischen Landschaft hat die junge Autorin Yulia Marfutova mit ihrem neuen Roman „Eine Chance ist höchstens ein spatzengroßer Vogel“ (144 Seiten, 22 Euro) für frischen Wind gesorgt. Laut kn-online.de wird die Geschichte von zwei Plüschmäusen erzählt, die als umsichtige Erzählerinnen agieren und die Zeitreise ins Moskau der 1980er Jahre ermöglichen. Über Familiengeschichten und individuelle Schicksale spannt Marfutova ihren Erzählbogen und verknüpft Realität mit fantastischen Elementen.

Im Zentrum steht eine Familie über drei Generationen, mit der ehrgeizigen Ingenieurin Nina, ihrer Tochter Marina und deren Enkelinnen. Während Nina als Hellseherin durch das Lesen von Teesatz ihre Zukunft blickt, jongliert Marina mit ihrem Teenieleben und interessiert sich gleichzeitig für ihre Wurzeln. Überraschenderweise sind es die Enkelinnen, die als Jugendliche intensiv nach den Geschichten ihrer Vorfahren fragen und dabei versuchen, die durch stumme Nischen geprägte Vergangenheit aufzuarbeiten. Wie juedische-allgemeine.de beschreibt, handelt der Roman von den verzweifelten Versuchen, durch erzählerische Vermittlung einen Zugang zur Familiengeschichte zu finden.

Ein innovativer Erzählansatz

Die Mäuse, die als ironische Parodie auf den allwissenden Erzähler fungieren, erinnern an literarische Größen wie E.T.A. Hoffmann und Kafka. Ein interessantes Element ist die Verknüpfung von individuellem Schicksal und kollektiver Erinnerung, wobei die Enkelinnen auf die Erfahrungen ihrer Mutter und Großmutter zurückgreifen, um die Stille der Vergangenheit zu durchbrechen. Dabei ist es vor allem die Thematik um Antisemitismus und nationale Bewegungen wie „Pamjat“, die angezeigt werden, um die historische Dimension von Marfutovas Erzählungen zu verdeutlichen.

Mit einer bildhaften und dynamischen Sprache, die mit einer Prise Humor gewürzt ist, transportiert Marfutova komplexe Fragen zu Identität und Erinnerung. „Wie erzähle ich eine Lücke?“ und „Wem gehört die Geschichte?“ sind zentrale Fragen, die durch die Bilder und Szenen des Romans immer wieder neu aufgeworfen werden. Auch die ironische Brechung des Erzählens wird durch die Mäuse verstärkt, die das Geschehen auf humorvolle Weise begleiten. Laut bpb.de ist diese Art des Geschichtenerzählens nicht nur einmalig, sondern kennzeichnet auch einen frischen Ansatz innerhalb der jüdischen Literatur, die sich aktuell durch Vielfalt und eine bewegte Geschichte auszeichnet.

Ein Blick in die Vergangenheit

Marfutova, geboren 1988 in Moskau und aufgewachsen in Deutschland, schafft mit ihrem Roman eine Brücke zwischen unterschiedlichen Epochen und Themen. So werden historische Ereignisse wie der Holodomor und der Holocaust behandelt, deren Schatten auch auf die jüdische Identität der Protagonistinnen fallen. Nicht zuletzt sind Spannungen durch den Antisemitismus in der Sowjetunion und die Herausforderungen der jüdischen Auswandererschaft in die Gegenwart mehr als präsent. Diese Themen verdienen es, aufgearbeitet zu werden, und Marfutova gibt den Charakteren eine Stimme, die dringend Antworten sucht.

Mit ihrem ersten Roman „Der Himmel vor hundert Jahren“ hatte sie bereits das Augenmerk auf historische Fragestellungen gelenkt; ihr neuer Werk vertieft das Bild und gibt der nächsten Generation die Möglichkeit, ihre eigene Geschichte zu finden und zu erzählen. Der Roman ist ein eindringlicher Ausblick auf die Komplexität von Identitäten und das Streben nach Wahrheit, das, so scheint es, wohl auch im nächsten Buch fortgeführt wird.