Bildungskrise: Warum Deutschland von Island lernen sollte!

Kassel, Deutschland - Die Bildungskrise in Deutschland spitzt sich zu. Maike Finnern, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), macht auf die alarmierenden Probleme im Bildungssystem aufmerksam. In einem aktuellen Interview äußerte sie sich besorgt über den Rückgang an jungen Menschen, die sich für den Lehrerberuf entscheiden. Hauptgründe hierfür sind die schlechten Arbeitsbedingungen und die unzureichende Bezahlung, die viele abschrecken. Finnern empfiehlt, Island als Vorbild für Reformen im deutschen Bildungssystem zu nutzen, da es dort positive Ansätze gibt, die umgesetzt werden könnten.
Immer noch zeigt das deutsche Bildungssystem, 25 Jahre nach der ersten Pisa-Studie, deutliche Schwächen. Der Lehrkräftemangel, der durch diese Entwicklungen zusätzlich verschärft wird, hat erhebliche Auswirkungen auf die Qualität der Bildung. Im vergangenen Schuljahr aufgegebene etwa 27.000 Lehrkräfte ihre Position freiwillig, ohne dass gesundheitliche oder altersbedingte Gründe eine Rolle spielten. Dies stellt ein weiteres Warnsignal für die Verantwortlichen in der Bildungspolitik dar.
Die Herausforderungen des Lehrerberufs
Die Gewerkschaft sieht die dringende Notwendigkeit, kleinere Klassen zu bilden und die Gehälter für Lehrkräfte zu erhöhen, damit die Attraktivität des Berufs gesteigert werden kann. Diese Vorschläge stehen vor dem Hintergrund eines Investitionsstaus von etwa 57 Milliarden Euro bei Schulgebäuden und einer Forderung von insgesamt 130 Milliarden Euro für Kitas, Schulen und Hochschulen. Finnern kritisiert dabei die Schuldenbremse als ein wesentliches Hemmnis, um benötigte Investitionen in die Bildung zu tätigen. Darüber hinaus müssen neue Strategien zur Bekämpfung des Fachkräftemangels entwickelt werden, beispielsweise durch die Ausbildung von Quer- und Seiteneinsteigern.
Ein Blick über die Grenze zeigt, dass andere Länder, wie Luxemburg, deutlich bessere Gehälter für Lehrer bieten. Diese liegen in Deutschland an zweiter Stelle der höchsten Durchschnittsgehälter in Europa. Mit einer klaren Gegenüberstellung zeigt sich jedoch, dass in Finnland, wo Lehrer deutlich weniger verdienen, etwa sieben Bewerber auf eine Lehrerstelle kommen. Trotz ähnlicher Verhältnisse von Schülern pro Lehrkraft bestehen in Deutschland gravierende Probleme mit dem Lehrkräftemangel.
Verbesserungsansätze für die Lehrerattraktivität
Der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher hebt hervor, dass die Erwartungen an Lehrkräfte in Deutschland hoch sind. Lehrer müssen Expertenwissen, Leidenschaft, Mitgefühl und individuelle Begleitung bieten, um Schüler erfolgreich zu unterstützen. Eine unterstützende Arbeitsorganisation könnte die Attraktivität des Lehrerberufs erhöhen, doch einfache Lösungen wie nur Gehaltserhöhungen oder kleinere Klassen wären nicht ausreichend. Im internationalen Vergleich verbringen Lehrkräfte in Finnland ein Drittel ihrer Zeit mit Schülern außerhalb des Klassenverbands, was die Beziehungen zu den Schülern stärkt.
In Deutschland liegen die Klassengrößen im OECD-Mittel und die Stundendeputate leicht darunter. Eine bessere Teamarbeit sowie innovative Lernformate sind entscheidend, um die Zufriedenheit der Lehrer zu erhöhen. Zufriedene Lehrer betonen die Bedeutung von Beziehungsarbeit und Gestaltungsfreiraum. Eine Stärkung von Vertrauen, Transparenz sowie professioneller Autonomie und eine kooperative Kultur sind essentielle Punkte, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten.
Am 1. Mai plant der DGB-Kreisverband Kassel eine Kundgebung, die eine Demonstration und einen ökumenischen Gottesdienst umfasst. In dieser Aktion wird auf die Bedeutung der Bildung und der Lehrkräfte aufmerksam gemacht, die in der aktuellen Krise unverzichtbar sind.
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Ort | Kassel, Deutschland |
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