Herbert Sedlmeier: Ein Leben für Inklusion und soziale Gerechtigkeit

Herbert Sedlmeier, langjähriger Sozialreferent in Germering und Inklusionsaktivist, starb am 13.06.2025 im Alter von 68 Jahren.
Herbert Sedlmeier, langjähriger Sozialreferent in Germering und Inklusionsaktivist, starb am 13.06.2025 im Alter von 68 Jahren. (Symbolbild/NAGW)

Herbert Sedlmeier: Ein Leben für Inklusion und soziale Gerechtigkeit

Germering, Deutschland - Am 13. Juni 2025 trauern die Menschen in Germering um einen besonderen Kollegen und Freund: Herbert Sedlmeier ist im Alter von 68 Jahren verstorben. Als Stadtrat und Sozialreferent setzte er sich über Jahrzehnte für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen ein und zeigte damit eindrucksvoll, wie wichtig ihm das Miteinander war. Merkur berichtet von seinem bewegten Lebensweg, der von Herausforderungen geprägt war, die er mit viel Engagement meisterte.

Herbert Sedlmeier kam 1957 mit einem Gendefekt zur Welt, der als Glasknochenkrankheit bekannt ist. In einer Zeit, in der der Begriff „Inklusion“ kaum Verwendung fand, kämpfte er sich durch seine Kindheit, in der er zunächst keine Schule besuchen durfte. Sein Bruder Georg brachte ihm Lesen, Schreiben und Rechnen bei, und trotz der widrigen Umstände wurde er später in die Schule aufgenommen. Mit einem unermüdlichen Ehrgeiz schloss er seine Schulausbildung mit der Mittleren Reife ab und trat in den Dienst der Stadt Germering ein.

Ein Lebenswerk für die Inklusion

Über vierzig Jahre war Sedlmeier in der Verwaltung tätig, insbesondere im Bereich Jugend, Familie, Senioren und Soziales. Sein Wissen und seine Erfahrung flossen in seine Arbeit als Behindertenbeauftragter für den Landkreis und als Personalratsvorsitzender ein. Seit 1996 war er für die CSU im Stadtrat tätig, wo er maßgeblich an vielen Projekten zur Förderung der Inklusion beteiligt war. Mit seinem Engagement hat er unzähligen Menschen geholfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.

Die Bedeutung von Inklusion ist nicht nur auf lokaler Ebene relevant. In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 7,9 Millionen Menschen mit schweren Behinderungen, was fast 10% der Bevölkerung ausmacht. Laut dem Bericht von Deutschlandfunk wird die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung als Menschenrecht anerkannt. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die auch Deutschland unterzeichnet hat, stellt Inklusion als ein zentrales Prinzip dar, das Autonomie und Selbstbestimmung stark betont.

Trotz der Fortschritte in der Inklusion, besonders im Bildungsbereich, bleibt der Nachholbedarf groß. So existieren in Deutschland bis heute zwei getrennte Schulsysteme. Während sich die Exklusionsquote von Schülern mit Förderbedarf in den letzten Jahren leicht reduziert hat, zeigen Umfragen, dass über 60% der Lehrkräfte Inklusion für wünschenswert halten, jedoch nur knapp 30% an eine praktische Umsetzung glauben. Diese Diskrepanz verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, um eine inklusive Bildung für alle zu gewährleisten.

Herausforderungen und Chancen

Was es für die Inklusion in Schulen und darüber hinaus noch an Herausforderungen zu bewältigen gibt, ist alarmierend. Laut einer Untersuchung verzichten 44% der ambulanten Arztpraxen auf Barrierefreiheitselemente, was vielen Betroffenen den Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert. Der Deutsche Kulturrat fordert daher dringend Teilhabeempfehlungen für eine inklusive Kultur, da der Zugang zu kulturellen Angeboten für Menschen mit Behinderungen ebenfalls stark eingeschränkt ist.

Um den Herausforderungen zu begegnen, ist es unerlässlich, dass man in der politischen und gesellschaftlichen Debatte auch den wirtschaftlichen Nutzen von Inklusion anerkennt. Der Bundeszentrale für politische Bildung betont, dass Diversität in der Bildung nicht nur zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen beiträgt, sondern auch alle Lernenden bereichert. Die Notwendigkeit einer praxisnahen Ausbildung für Lehrkräfte sowie von einheitlichen Bildungsstandards wird immer deutlicher.

Herbert Sedlmeier hat sich sein Leben lang für diese Themen eingesetzt und hinterlässt ein wichtiges Vermächtnis. In seiner Arbeit und seinem persönlichen Leben lebte er die Werte, die in der Inklusion verwurzelt sind. Wir alle können von seinem Beispiel lernen und uns ebenso für ein Miteinander einsetzen, das keine Barrieren kennt.

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OrtGermering, Deutschland
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