Kapuzineraffen tragen Brüllaffenbabys: Wildes Verhalten ohne Nutzen!

Jicarón Island, Panama - Auf Jicarón Island im Coiba-Nationalpark, Panama, haben Wissenschaftler ein bemerkenswertes Verhalten bei Weißgesichtskapuzinern beobachtet. Diese Affen nutzen nicht nur Steinwerkzeuge, sondern entwickeln auch eine beunruhigende Tradition des „Kidnappens“ von Brüllaffenbabys. Dies dokumentiert eine Forschung, die seit 2017 mit bewegungsgesteuerten Kameras die Werkzeugnutzung dieser Tiere untersucht. Im Jahr 2022 stieß Doktorandin Zoë Goldsborough auf ein Männchen, das ein Brüllaffenbaby trug und konsultierte ihren Betreuer Brendan Barrett vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (MPI-AB).
Bei der Analyse der gesammelten Videoaufnahmen entdeckten die Forscher, dass das Männchen namens Joker insgesamt vier Brüllaffenbabys trug. Zunächst wurde angenommen, dass es sich um eine Art Adoption handele, jedoch ist dies für Männchen untypisch. Nach monatelanger Recherche fanden die Wissenschaftler heraus, dass in 15 Monaten fünf Kapuzineraffen insgesamt elf Brüllaffenbabys trugen, die alle jünger als vier Wochen waren und anscheinend von ihren Eltern weggenommen worden waren. Tragischerweise wurden vier dieser Babys tot aufgefunden, da die Kapuzineraffen nicht in der Lage waren, ihnen die notwendige Milch bereitzustellen.
Berichte über die Werkzeugnutzung
Diese Beobachtungen werfen Fragen auf. Es scheint keinen klaren Vorteil für die Kapuzineraffen zu geben, die andere Spezies tragen. Diese Tradition könnte sogar die Nutzung von Werkzeugen, die die Kapuzineraffen auf Jicarón Island praktizieren, erschweren. Die Affen verwenden Steine als Werkzeuge, um Nahrung zu knacken – ein Verhalten, das bereits seit über 3.000 Jahren dokumentiert ist. Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Kapuzineraffen Hammersteine nutzten, um ihre Nahrung zu bearbeiten, und dass sich diese Werkzeuge im Laufe der Jahrhunderte stark veränderten.
Die ältesten Hammersteine waren klein und leicht und wiesen zahlreiche Macken auf, während die neueren, die vor rund 300 Jahren verwendet wurden, schwerer und größer sind. Diese Veränderungen in der Werkzeugnutzung zeigen, dass sich die Kapuzineraffen von einer Konzentration auf Cashewnüsse zu härterem, schwierigerem Futter hin entwickelt haben. Solche Entdeckungen vervierfachen die bisher bekannte Zeitlinie für Werkzeugnutzung bei Nicht-Menschenaffen und zeigen eine anhaltende Tradition, die an verschiedene Nahrungsangebote angepasst wird.
Kulturelle Aspekte und Gruppendruck
Interessanterweise deuten entsprechende Studien darauf hin, dass kulturelle Unterschiede auch bei anderen Affenarten wie den Grünen Meerkatzen auftreten. Forschende haben über neun Jahre hinweg das Verhalten von 250 dieser Meerkatzen in KwaZulu Natal, Südafrika, untersucht und dabei festgestellt, dass unterschiedliche soziale Atmosphären in benachbarten Clans herrschen. Männchen, die zwischen Gruppen wechselten, passten ihr Verhalten an die neuen sozialen Standards an, was darauf hinweist, dass Gruppendruck und sozialer Konformitätsdruck auch in der tierischen Welt von Bedeutung sind.
Die Fortführung der Tradition des „Kidnappens“ von Brüllaffenbabys sowie die Entwicklung und Anpassung der Werkzeugnutzung bei Kapuzineraffen wirft wichtige Fragen zur sozialen Struktur und zum Verhalten dieser Tiere auf. Diese Erkenntnisse könnten auch bedeutende Auswirkungen auf den Naturschutz im Coiba-Nationalpark haben, denn sollte sich dieses Verhalten auf andere Kapuzineraffen-Gruppen ausbreiten, wären die Folgen ungewiss.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung an Kapuzineraffen sowohl ihre erstaunlichen Fähigkeiten zur Werkzeugnutzung als auch das komplexe soziale Verhalten beleuchtet, das möglicherweise von kulturellen Traditionen geprägt ist. Dabei stellt sich immer mehr heraus, dass das Leben in sozialen Gruppen nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere mit bedeutenden Herausforderungen und Dynamiken verbunden ist. Der aktuelle Stand dieser Forschungen wird genau verfolgt, um ein umfassenderes Bild der kulturellen und sozialen Ebene der Affen zu gewinnen.
Für mehr Informationen zu diesem Thema können Sie die Artikel auf Campus Uni Konstanz, scinexx sowie GEO besuchen.
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Ort | Jicarón Island, Panama |
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