Der Trafikant: Jugend, Liebe und Freud im Schatten des Krieges

Erleben Sie die packende Geschichte von Franz Huchel, einem Jugendlichen im Wien der 1930er Jahre, und seine Begegnung mit Sigmund Freud, während sich die politischen Verhältnisse im Vorfeld des Anschlusses spitzen.
Erleben Sie die packende Geschichte von Franz Huchel, einem Jugendlichen im Wien der 1930er Jahre, und seine Begegnung mit Sigmund Freud, während sich die politischen Verhältnisse im Vorfeld des Anschlusses spitzen. (Symbolbild/NAG Archiv)

Wien, Österreich - Am 2. Mai 2025 wurde auf der ARD Mediathek der Spielfilm „Der Trafikant“ ausgestrahlt, der im Jahr 2018 in Deutschland und Österreich produziert wurde. Die Handlung des Films spielt in den späten 1930er Jahren in Österreich und beleuchtet die Herausforderungen, denen sich der 17-jährige Franz Huchel (dargestellt von Simon Morzé) gegenübersieht. Franz kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, wo er bei Otto Trsnjek (Johannes Krisch), einem Kriegsinvaliden und Betreiber eines Tabakgeschäfts, in die Lehre geht. Dieser Geschäftszweig wird zu einem zentralen Ort für Begegnungen mit verschiedenen Charakteren, die die Gesellschaft der damaligen Zeit widerspiegeln.

Franz lernt schnell, in bürgerliche Kreise einzutauchen. Dazu gehört auch der berühmte Psychologe Sigmund Freud (Bruno Ganz), dessen regelmäßiger Besuch in der Trafik eine vertrauliche Beziehung zwischen den beiden aufbaut. Freud, einer der bedeutendsten Köpfe der Psychoanalyse, kämpft zu dieser Zeit selbst mit den komplexen Fragen der Liebe und des Lebens. Der Film thematisiert auch die politischen Umstände, die in Österreich im Jahr 1938 zur Annexion durch das nationalsozialistische Deutsche Reich führen. Diese Entwicklungen bringen direkte Konsequenzen für die Protagonisten mit sich.

Der Aufstieg der Psychoanalyse

Die Geschichte der Psychoanalyse in Österreich ist bis Ende der 1930er Jahre maßgeblich mit Sigmund Freud verbunden. Freud wurde 1856 in Mähren geboren und zog im Alter von vier Jahren nach Wien, wo er bis zu seiner Emigration im Jahr 1938 lebte. Während seines Studiums an der Universität Wien von 1873 bis 1881 entwickelte er die Grundlagen der Psychoanalyse und führte die Methode der „freien Assoziation“ ein, die es Patienten ermöglicht, unzensiert über ihre Gedanken zu sprechen. Freud gilt als eine einflussreiche Figur im liberal-jüdischen Bürgertum Wiens, das einen großen Teil der psychoanalytischen Bewegung prägte.

Die Psychoanalyse erlebte in den frühen 1900er Jahren eine Phase des Wachstums und internationaler Anerkennung. Freud gründete zahlreiche Organisationen, darunter die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV) 1910, und organisierte den ersten Kongress für Freudsche Psychologie 1908 in Salzburg. Trotz der wissenschaftlichen Herausforderungen und interner Konflikte innerhalb der Bewegung, wie dem Bruch mit Carl Jung im Jahr 1913, entwickelte sich die Psychoanalyse weiter. Die Wiener Psychoanalyse verlor nach dem Ersten Weltkrieg an Einfluss, während andere Institutionen, wie das Berliner Psychoanalytische Institut, an Bedeutung gewannen.

Dramatische Wendungen der Geschichte

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 erlebte die psychoanalytische Bewegung eine dramatische Wende. Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung (WPV) wurde aufgelöst, und viele ihrer Mitglieder emigrierten, darunter Freud selbst und seine Tochter Anna, die nach London flüchteten. Freud, der in seinen letzten Lebensjahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, starb 1939. Die Zerschlagung der Psychoanalyse in Österreich war ein verheerender Schlag für die wissenschaftliche Gemeinschaft und die Gesellschaft im Allgemeinen.

„Der Trafikant“ illustriert die persönlichen und gesellschaftlichen Konflikte in dieser turbulenten Zeit. Franz Huchel muss nicht nur das Tabakgeschäft von Otto Trsnjek alleine führen, nachdem dieser verhaftet wurde, sondern auch seine eigene Identität und Überzeugungen in einer Welt neu definieren, die von Antisemitismus und Krieg geprägt ist. Der Film bietet somit eine eindringliche Perspektive auf die Verflechtung von persönlichen Schicksalen mit den großen Strömungen der Geschichte.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wiener Psychoanalytische Vereinigung 1946 neu gegründet und trat 1949 wieder der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung bei. Die Psychoanalyse erlebte in Österreich in den folgenden Jahrzehnten einen Aufschwung; verschiedenste Initiativen, wie die Gründung einer Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche 1973, zeugen von einer kontinuierlichen Entwicklung und dem Bemühen um psychologische Aufklärung.

Insgesamt fängt der Film „Der Trafikant“ nicht nur die Entwicklung der Psychoanalyse und die Geschichte Sigmund Freuds ein, sondern verwebt auch die komplexen menschlichen Erfahrungen in einer Zeit des Wandels und des Unheils. Diese Verbindungen zwischen psychologischem Wissen und persönlichen Schicksalen bleiben bis heute von zentraler Bedeutung in der Betrachtung der Geschichte und der Psychoanalyse selbst.

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Ort Wien, Österreich
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