Euphorie in Syrien: Sanktionen endlich aufgehoben – Ein neuer Anfang?

Aleppo, Syrien - Am 21. Mai 2025 wurde die Aufhebung internationaler Sanktionen gegen Syrien bekannt gegeben, worüber die Menschen in verschiedenen Städten wie Damaskus, Aleppo und Homs mit Freude reagierten. Diese Entscheidung kommt nach Jahren des blutigen Bürgerkriegs, der mehr als 250.000 Menschen das Leben gekostet hat und über die Hälfte der Bevölkerung in die Flucht getrieben hat. Syriens Außenminister Asaad al-Shaibani bezeichnete die Ankündigung als historische Chance für neue Investitionen im Land, während Unternehmer Hisham Jebeili aus Aleppo von sofortigen Bestellungen nach der Sanktionserleichterung berichtete. Der Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft wird jedoch Zeit in Anspruch nehmen, so Jebeili, angesichts der Herausforderungen, wie dem Verlust an Arbeitskraft und Know-how sowie der vielen Vertriebene.
Die Aufhebung der Sanktionen betrifft insbesondere die Bereiche Energie, Verkehr und Bankwesen. Laut tagesschau.de ist es nun einfacher, Geldüberweisungen durchzuführen, da der Zugang zum internationalen Bankensystem SWIFT ermöglicht wird. Diese Lockerungen wecken das Interesse ausländischer Firmen, insbesondere aus den Golfstaaten und der Türkei, für Investitionen in Syrien.
Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Kaja Kallas, die Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik der EU, begrüßte die Entscheidung zur Aussetzung der restriktiven Maßnahmen. Die EU-Mitgliedstaaten haben beschlossen, die humanitäre Freistellung auf unbestimmte Zeit zu verlängern, um humanitäre Hilfe weiterhin zu ermöglichen, und unterstützen zudem den politischen Übergang sowie den Wiederaufbau Syriens. Die Sanktionen im Bereiche des Waffenhandels und gegen das Assad-Regime bleiben jedoch bestehen, was eine differenzierte Betrachtung der Situation erfordert.
Seit 2011 wurden Sanktionen als Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen des Assad-Regimes verhängt. Diese umfassten sowohl wirtschaftliche als auch diplomatische Maßnahmen in einem Versuch, die Gewalt zu stoppen. Die Bilanz zeigt jedoch, dass die Sanktionen zu erheblichen sozio-ökonomischen Schwierigkeiten im Land geführt haben. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist um die Hälfte gesunken. Trotz dieser erschütternden Bedingungen bleibt das Regime an der Macht, oftmals gestützt durch Unterstützung aus dem Iran und Russland.
Künftige Aussichten und Herausforderungen
Während Experten schätzen, dass es Jahre dauern wird, bis sich die Lebenssituation der Menschen in Syrien verbessert, warnen Kritiker der Sanktionen vor einer bedingungslosen Aufhebung. Sie plädieren für Geduld und Akzeptanz der neuen Realität, insbesondere im Hinblick auf die neuen Machthaber, die bislang keine demokratischen Schritte unternommen haben. Muhammad al-Sukari, ein Forscher aus der Türkei, betont die Notwendigkeit einer friedlichen und demokratischen Entwicklung in Syrien, bevor endgültige Entscheidungen über Sanktionen getroffen werden.
Die EU plant zudem eine neunte internationale Konferenz zur Unterstützung Syriens in Brüssel, um den internationalen Prozess zu mobilisieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und ob die neuen Möglichkeiten tatsächlich zu einer grundlegenden Verbesserung der Lebensverhältnisse führen können. Die Tatsache, dass die Sanktionen mehrheitlich umgangen wurden und ein Großteil der Bevölkerung unter extremen Bedingungen lebt, wirft ernsthafte Fragen zur Effektivität dieser Maßnahmen auf.
Insgesamt ist die Aufhebung der Sanktionen ein Wendepunkt in der syrischen Politik und Wirtschaft, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um festzustellen, ob das Land auf einen Weg der Stabilisierung und des Wiederaufbaus einlenken kann, während es mit den Schatten der Vergangenheit und den gegenwärtigen politischen Realitäten ringt.
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Ort | Aleppo, Syrien |
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