Hunderte fordern Gerechtigkeit: Demonstration für abgesetzten Pfarrer in Passau
Passau, Deutschland - Hunderte Menschen haben am Freitag in Passau für einen abgesetzten Pfarrer aus Niederbayern demonstriert. Die Polizei schätzte die Anzahl der Teilnehmer auf 800 bis 1.000. Die friedliche Demonstration führte vom Klostergarten zum Domplatz, wo die Unterstützer ihre Stimme für die Rückkehr des Pfarrers erhoben und den Bischof von Passau, Stefan Oster, kritisierten. Vor drei Wochen hatte Bischof Oster dem Pfarrer ein vorläufiges Zelebrationsverbot und ein Verbot, öffentlich als Priester aufzutreten, auferlegt, was die Proteste ausgelöst hat.
Die Vorwürfe gegen den Pfarrer beziehen sich auf seine Jugendarbeit, insbesondere auf Anschuldigungen des Alkoholkonsums. Unterstützer der Demonstration solidarisierten sich mit dem Pfarrer, Transparente forderten „ein Herz“ und „Gerechtigkeit“. Über 100 Kirchenaustritte wurden in den ersten zwei Wochen nach der Absetzung des Pfarrers verzeichnet, ein Zeichen für die Unzufriedenheit innerhalb der Gemeinde.
Reaktionen und Hintergründe
Der Pfarrer selbst wies die Vorwürfe über seinen Anwalt Holm Putzke zurück. Die Staatsanwaltschaft stellte nach einem Vorermittlungsverfahren fest, dass kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliegt. Bischof Oster kündigte einen Aufarbeitungsprozess an und zeigte sich gesprächsbereit. In einem Treffen mit Vertretern der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen räumte er Versäumnisse ein und betonte, dass die Bistumsleitung aufgrund der zugespitzten Ereignisse gezwungen war zu handeln. Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die katholische Kirche in Deutschland konfrontiert ist, insbesondere in Bezug auf die Mitgliedszahlen.
Im Jahr 2023 traten 402.694 Menschen aus der katholischen Kirche aus, was den zweithöchsten Wert seit 2022 darstellt. Die bundesweite Austrittsquote betrug 1,9 Prozent, und die katholische Kirche hat nun 20,3 Millionen Mitglieder, was 24 Prozent der Gesamtbevölkerung von 84,7 Millionen in Deutschland entspricht. Dieser Mitgliederrückgang ist auf eine höhere Zahl von Sterbefällen im Vergleich zu Taufen zurückzuführen.
Kürzung der Zahlen und Reformbedarf
Die Zahlen zur katholischen Kirche zeigen weiterhin einen rückläufigen Trend. Im Jahr 2023 gab es 226.179 Bestattungen und nur 131.245 Taufen, während die Zahl der Neuaufnahmen mit 1.559 und der Wiederaufnahmen mit 4.127 relativ gering blieb. Der Gottesdienstbesuch sank auf 6,2 Prozent, und es wurden 27.565 kirchliche Trauungen durchgeführt. Die katholische Kirche in Deutschland sieht sich also nicht nur mit den aktuellen Vorwürfen gegen den Pfarrer konfrontiert, sondern auch mit der fortschreitenden Abwanderung ihrer Mitglieder.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, fordern Reformen, um den Herausforderungen zu begegnen. Diese Entwicklungen machen deutlich, dass sowohl lokale als auch nationale kirchliche Strukturen unter Druck stehen und Veränderungen notwendig sind, um das Vertrauen der Gläubigen zurückzugewinnen.
Details | |
---|---|
Vorfall | Demonstration |
Ort | Passau, Deutschland |
Quellen |