Kontroverses Gedenken: Russische Botschaft plant eigenen Termin in Sachsenhausen

Sachsenhausen, Deutschland - Die Gedenkstätte Sachsenhausen plant, der russischen Botschaft eine separate Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu ermöglichen. Diese Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund, dass der russische Botschafter für die offiziellen Gedenkveranstaltungen am 4. Mai in Oranienburg nicht eingeladen wurde. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, bestätigte, dass eine stille Gedenkzeremonie der russischen Botschaft am 28. April erlaubt sei. Vertreter der Botschaft sind jedoch von den zentralen Gedenkveranstaltungen ausgeschlossen, eine Maßnahme, die seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Jahr 2022 gilt, wie der Tagesspiegel berichtet.

Am 4. Mai wird eine zentrale Gedenkveranstaltung in Sachsenhausen stattfinden, bei der auch den russischen Opfern auf Seiten der Roten Armee gedacht werden soll. Zu den Feierlichkeiten werden fünf Überlebende erwartet, darunter ein 100-Jähriger aus der Ukraine. Die Bedingungen für das Gedenken sind jedoch angesichts internationaler Konflikte und der Haltung politischer Parteien wie der AfD angespannt. AfD-Politiker sind für die Veranstaltungen nicht erwünscht, während Sahra Wagenknecht, die Parteichefin der BSW, fordert, dass russische Vertreter zu den Gedenkfeiern zugelassen werden. Sie kritisierte die Ausladung als geschichtsvergessen.

Politische Spannungen und Gedenkveranstaltungen

Das Auswärtige Amt hat von einer Teilnahme russischer und belarussischer Vertreter an den Gedenkveranstaltungen abgeraten, um eine mögliche Instrumentalisierung zu verhindern. Diese Empfehlung wird durch eine Hausordnung der Gedenkstätte gestützt, die das Tragen von Nationalflaggen, Uniformen und anderen Symbolen, inklusive des Sankt-Georgs-Bändchens, verbietet. Diese Regelung gilt seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und wurde von Astrid Ley, der Leiterin der Gedenkstätte, bestätigt. Die russische Botschaft reagierte auf diese Regelung mit Bedauern und verwies auf die großen Verluste, die die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erlitten hat, wie der rbb24 berichtet.

Die zentrale Gedenkveranstaltung wird am 4. Mai auch in Verbindung mit dem Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück stehen. Hochrangige Gäste, wie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, sind ebenfalls eingeladen. Angesichts der angespannten politischen Lage sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in Vorbereitung.

Kultur des Gedenkens in Europa

Die Diskussion um die Erinnerungskultur in Europa ist äußerst komplex. Sie variiert stark zwischen Osteuropa und Westeuropa. Während in Westeuropa der Holocaust im Mittelpunkt der Erinnerung steht, prägen in Osteuropa oft die Erfahrungen mit stalinistischen Verbrechen das Gedenken. Diese divergierenden Erinnerungen spiegeln sich auch in der heterogenen Gedenkstättenlandschaft wider, die sowohl militärische Auseinandersetzungen als auch zivile Opfer berücksichtigt, wie auf confronting-memories.org ausführlich dargestellt wird.

In der Russländischen Föderation wird der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg glorifiziert, während die Verantwortung für den Kriegsbeginn oft ausgeblendet wird. Der Kreml propagiert eine Erinnerungskultur, die den Fokus auf die Erfolge der Roten Armee legt, jedoch kaum Raum für die Aufarbeitung der eigenen Geschichte lässt. In diesem Kontext wird der dringende Bedarf nach einem gemeinsamen europäischen Gedächtnis immer deutlicher, das die unterschiedlichen Perspektiven anerkennt und eine solide Basis für das Zusammenleben schafft.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Sachsenhausen, Deutschland
Quellen