Nutria-Bedrohung: Deiche in Delmenhorst brauchen dringend Schutz!

Die Diskussion um die Novellierung des Jagdrechts in Niedersachsen betrifft invasive Nutrias, die Deiche gefährden. Experten warnen vor hohen Schäden und fordern eine effektive Bejagung.
Die Diskussion um die Novellierung des Jagdrechts in Niedersachsen betrifft invasive Nutrias, die Deiche gefährden. Experten warnen vor hohen Schäden und fordern eine effektive Bejagung. (Symbolbild/NAG)

Delmenhorst, Deutschland - In Niedersachsen rückt ein Thema ins Zentrum der öffentlichen Diskussion: die zunehmende Bedrohung durch invasive Nutrias, auch bekannt als Biberratten, die seit ihrer Einführung aus Südamerika in den 1930er Jahren in Deutschland verbreitet sind. Diese Pflanzenfresser gefährden nicht nur die Standsicherheit von Deichen, sondern auch den Küstenschutz, indem sie tief in Uferbereiche wühlen. Weser-Kurier berichtet, dass die hohen Schäden, die diese Tiere verursachen, bereits zu kostenintensiven Instandsetzungsmaßnahmen an den Deichen geführt haben.

Der Druck auf die Jagdausübung steigt, da die Landesregierung unter Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) plant, Nutrias aus dem Jagdrecht zu streichen. Damit soll die Bejagung durch Trapper erleichtert werden. Diese Strategie könnte die Bekämpfung und Kontrolle der Tierpopulation in Zukunft effizienter gestalten. Gleichzeitig wird die Überarbeitung des Jagdgesetzes vorangetrieben, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bekämpfung invasiver Arten zu verbessern, wie die Kreiszeitung hervorhebt.

Steigende Fangzahlen und Ausbreitung

Die Zahlen sprechen für sich: Die Fangquote der Nutrias in Niedersachsen hat in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. Während in der Saison 2020/21 noch 1122 Nutrias erlegt wurden, stieg diese Zahl in der Saison 2023/24 auf 1527 und in der nächsten Saison auf 1795 Abschüsse. Im Nachbarbezirk Wesermarsch wurden sogar rekordverdächtige 4500 Nutrias erlegt, was die Notwendigkeit der Bejagung unterstreicht. Helmut Blauth, ein Vorstandsmitglied der Jägerschaft Oldenburg/Delmenhorst, warnt vor den Folgen, falls die Jagd auf Nutrias eingeschränkt wird: „Wer würde dann die Bekämpfung der Nutrias übernehmen?“

Die Verbreitung der Nutrias in Niedersachsen ist alarmierend. Der Anteil der Reviere mit Nutriavorkommen ist von sieben Prozent im Jahr 2003 auf 55 Prozent im Jahr 2023 gestiegen, was die Dringlichkeit von Gegenmaßnahmen verdeutlicht. Die Tiere haben mittlerweile keine natürlichen Feinde in Deutschland, was ihr ungehindertes Wachstum weiter begünstigt. Die Niedersächsische Landesbehörde für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hebt hervor, dass invasive Arten wie die Nutria auch in die EU-Unionsliste aufgenommen wurden, die aktuell 88 invasive Tier- und Pflanzenarten umfasst.

Praktische Maßnahmen zur Bekämpfung

Um der Problematik entgegenzuwirken, wurden in vielen Regionen Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise wurden in der Nachbargemeinde Stuhr Lebendfallen an Hotspots aufgestellt, die die Tiere mit Nahrungsmitteln wie Äpfeln oder Weintrauben anlocken. Diese Fallen sind digitalisiert und melden die Auslösung an die zuständigen Revierförster oder Jagdpächter. Das gefangene Nutria kann anschließend entweder erschossen oder „abgefangen“ werden. Hinsichtlich des Nutria-Fleischs wird sogar dessen genussvolle Zubereitung mit Hühnerfleisch verglichen, was eine neue Perspektive in der Debatte um die invasive Tierart eröffnen könnte.

Dennoch birgt die Bekämpfung auch Risiken. Es besteht die Gefahr, dass infolge der Fallen auch andere Tiere gefangen werden, die dann wieder freigelassen werden müssen. Ein gestiegener Fokus auf die Kontrolle dieser Tierart wird durch den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unterstützt, der vor den Auswirkungen invasiver Arten auf die Natur warnt. Wir stehen an einem kritischen Punkt, an dem die Entscheidungsträger nun gefragt sind, verantwortungsvoll mit den Herausforderungen umzugehen, die die Nutrias mit sich bringen.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Thematik um invasive Tierarten wie die Nutria eine vielschichtige und komplexe Herausforderung darstellt. Die Notwendigkeit einer schnelleren und effektiveren Bekämpfung ist offensichtlich, und die aktuellen Überlegungen zur Novellierung des Jagdrechts könnten einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Schäden an Deichen und Naturschutzgebieten zu minimieren.

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Ort Delmenhorst, Deutschland
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