Klöckner greift Kirchen an: Zu sehr wie NGOs! – Empörung groß!

Köln, Deutschland - Julia Klöckner, die Bundestagspräsidentin und CDU-Politikerin, hat in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ scharfe Kritik am politischen Engagement der Kirchen in Deutschland geübt. Klöckner bezeichnete die Kirchen als „NGOs“ und äußerte den Wunsch nach mehr Sinnstiftung sowie eindeutigen Stellungnahmen zu grundlegenden Fragen des Lebens, insbesondere hinsichtlich des Lebensanfangs und -endes. Ihre Äußerungen, die kürzlich in der Presse veröffentlich wurden, haben bereits eine Welle der Kritik ausgelöst, nicht zuletzt wegen der provokanten Wortwahl.

In einer Zeit, in der die Diskussionen über soziale Themen intensiver denn je sind, blinkt Klöckners konservative Haltung besonders deutlich auf. Sie betonte, dass die Kirchen sich zu sehr in aktuelle politische Debatten einmischen, und nannte als Beispiel die Diskussion über ein Tempolimit von 130 km/h. Laut Klöckner kommen die letzten öffentlichen Äußerungen der Kirchenvertreter meist im Kontext drastischer Fragen wie der Abstimmung der Union mit der AfD bezüglich des Asylrechts.

NGOs und die Kirchen

Die Verwendung des Begriffs „NGO“ in Klöckners Argumentation wird als kontrovers angesehen, da NGOs in der Regel zivilgesellschaftliche Organisationen mit einem positiven Image sind. In konservativen Kreisen hat sich der Begriff jedoch zunehmend negativ konnotiert und wird oft als Kampfbegriff genutzt, um zu suggerieren, dass Kirchen zu politisch progressiv seien. Kritiker werfen Klöckner vor, die Kirchen mit NGOs gleichzusetzen, um ihnen eine linke Gesinnung anzuhängen.

Besonders heftig wird Klöckners Einschätzung hinsichtlich der Rolle der Kirchen während der Corona-Pandemie diskutiert. Sie behauptet, die Kirchen hätten ihre seelsorgerische Aufgabe nicht ausreichend wahrgenommen, während Kritiker auf die aktive Bemühung der Kirchen um die Aufrechterhaltung von Gottesdiensten und Seelsorge hinweisen. Diese Debatte verdeutlicht, wie Klöckners Aussagen das gesellschaftliche Klima polarisiert und zu einem verstärkten Gegeneinander zwischen progressiven und konservativen Positionen führen.

Die Rolle der Kirchen in der Gesellschaft

Die Diskussion um den Einfluss der Kirchen in der Politik ist jedoch nicht neu. Eine Studie von Prof. Dr. Judith Könemann hat ergeben, dass christliche Kirchen in Deutschland konstant an politischen Debatten beteiligt sind. Laut den Ergebnissen der Untersuchung, die auf 1.500 Medienberichten aus den Jahren 1970 bis 2004 basiert, nutzen Kirchen häufig weltliche Begründungen in ihren Argumentationen, wobei religiöse Verweise vergleichsweise rar sind. Tatsächlich können in 60 % der untersuchten Äußerungen keine direkten Bezugnahmen auf Gott oder Jesus gefunden werden.

Die häufigsten Argumente, die die Kirchen hervorheben, beziehen sich auf den Schutz des menschlichen Lebens, die Menschenwürde sowie soziale und rechtliche Maßnahmen. Historisch gesehen haben Kirchen dabei auch als Anwälte der Migranten fungiert, was ihre Rolle als bedeutende zivilgesellschaftliche Akteure unterstreicht.

Diese Dynamiken, die zeigen, wie die Kirchen ihre Rolle angesichts gesellschaftlicher und politischer Veränderungen anpassen, belegten die vielfältigen Facetten ihres Engagements. So lassen sich unter anderem einflussreiche Beiträge zu Debatten über Abtreibung und Zuwanderung nachweisen und auch im Kontext von Konflikten, wie etwa dem Kirchenasyl im Zusammenhang mit dem verschärften Asylrecht von 1993, wurden die Kirchen aktiv. Klöckners Äußerungen sind somit ein Teil eines größeren Diskurses über die Position und den Einfluss religiöser Institutionen in der heutigen Gesellschaft.

Der anhaltende Diskurs zeigt, dass der Einfluss der Kirchen auf Gesetzesvorhaben und gesellschaftliche Debatten nicht zu unterschätzen ist – weder von der Politik noch von der Gesellschaft insgesamt. Die Frage bleibt, wie sich das politische Engagement der Kirchen unter den aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen weiter entwickeln wird und ob Klöckners Kritik tatsächlich zu einer grundlegenden Neubewertung führen kann.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Studie von Uni-Münster einsehen und die vollständige Berichterstattung auf RP Online nachlesen.

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Vorfall Sonstiges
Ort Köln, Deutschland
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