Schreibschrift im Notstand: Kinder kämpfen mit der Handschrift!

Sachsen, Deutschland - Der Erwerb von Schreibfertigkeiten ist für Kinder in Deutschland eine zentrale Herausforderung. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass viele Schüler Schwierigkeiten beim Erlernen der Schreibschrift haben. Diese Probleme sind insbesondere im Kontext der Pandemie deutlich zutage getreten. Laut einer STEP-Umfrage im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) berichten über 70% der Lehrkräfte von größeren Schwierigkeiten bei Struktur, Leserlichkeit und Schreibtempo, seitdem der Distanzunterricht zur Norm geworden ist. Die Erhebung wurde im Jahr 2022 zum dritten Mal durchgeführt und zeigt besorgniserregende Trends in der Entwicklung handschriftlicher Fähigkeiten.
In einigen Bundesländern, darunter Niedersachsen und Sachsen, ist die verbundene Schreibschrift im Unterricht Pflicht. Katrin Reichel-Wehnert, Referentin für Grundschulen im Kultusministerium Sachsen, erklärt, dass die Schüler die verbundene Handschrift, auch bekannt als Schulausgangsschrift, lernen müssen. Diese Schriftart ermöglicht ein flüssigeres und zügigeres Schreiben, was auch durch die Formklarheit der Buchstaben unterstützt wird. Allerdings zeigt die Praxis, dass selbst Kinder, die längere Zeit Schreibschrift verwendet haben, manchmal Buchstaben in der Druckschrift „in der Luft“ ausführen, was darauf hindeutet, dass die Druckschrift mental präsenter ist als die Schreibschrift.
Diskussion über die richtige Schriftform
Die Diskussion darüber, welche Schriftform in der Grundschule gelehrt werden sollte, ist seit Jahren ein kontroverses Thema. Viele Schulen lehnen das Erlernen der verbundenen Ausgangsschrift ab und setzen stattdessen auf die Grundschrift. Die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) verlangen jedoch eine „gute lesbare Handschrift“. Am 15. Oktober 2020 einigte sich die KMK auf einheitliches Lernen einer verbundenen Schreibschrift. Eine Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, um ein Konzept zu entwickeln, wie diese Schriftform angewendet werden soll.
Zusätzlich plädieren Deutschdidaktiker der Universität Siegen für die bundesweite Einführung der Schulausgangsschrift (SAS) und haben dazu eine Petition gestartet. In den neuen Leitlinien der KMK für die Grundschule von März 2024 bleibt die Schriftform zwar offen, entscheidend ist jedoch die Entwicklung einer individuellen flüssigen Handschrift. Dies deutet darauf hin, dass trotz der unterschiedlichen Vorgaben der Bundesländer ein gewisses Maß an Einheitlichkeit angestrebt wird.
Auswirkungen der Pandemie auf handschriftliche Fähigkeiten
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung handschriftlicher Fähigkeiten sind auch an weiterführenden Schulen spürbar. Eine Studie von Michael Rödel von der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, dass viele Lehrkräfte einen Rückgang der handschriftlichen Fähigkeiten bei ihren Schülern feststellen. Insgesamt wurden 947 Deutsch-Lehrkräfte an weiterführenden Schulen zu den Folgen der Pandemie befragt. Die Lehrkräfte berichten nicht nur von verschlechterten handschriftlichen Fähigkeiten, sondern sehen auch keine positiven Entwicklungen beim Tastaturschreiben.
Die Kerncurricula, die seit dem Schuljahr 2011/2012 die Grundlage für den Unterricht in der Primarstufe und Sekundarstufe I bilden, berücksichtigen die Bildungsstandards der KMK. Diese Standards definieren, welche Kompetenzen Kinder und Jugendliche am Ende ihrer schulischen Laufbahn erwerben sollten. In diesem Kontext wird es immer wichtiger, wie die grundlegenden Fertigkeiten des Schreibens gefördert werden, um den individuellen Anforderungen der Schüler gerecht zu werden, während die Bildungspolitik weiterhin um Einigkeit im Umgang mit Schreibschrift und Druckschrift ringt.
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Ort | Sachsen, Deutschland |
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