Wirbel um Hilfsgüter: 100 Lastwagen für Gaza – Rettung oder Gefahr?

Im Gazastreifen sind 100 Lastwagen mit Hilfsgütern angekommen, nachdem die Blockade unter Druck internationaler Verbündeter aufgehoben wurde.
Im Gazastreifen sind 100 Lastwagen mit Hilfsgütern angekommen, nachdem die Blockade unter Druck internationaler Verbündeter aufgehoben wurde. (Symbolbild/NAG)

Gazastreifen, Palästinensische Gebiete - Im Gazastreifen sind am 22. Mai 2025 erneut Hilfsgüter eingetroffen. Laut der israelischen Behörde Cogat kamen insgesamt 100 Lastwagen mit dringend benötigten Materialien, darunter Mehl, Babynahrung und medizinische Ausrüstung, über den Grenzübergang Kerem Schalom an. Diese Lieferung ist die erste seit der Aufhebung der Blockade am Sonntag, die aufgrund des Drucks von 22 Ländern, einschließlich Deutschland, zustande kam. Zuvor hatte Israel seit Anfang März 2025 keine Hilfslieferungen mehr zugelassen, was zu einer dramatischen humanitären Lage führte. Am Dienstag waren bereits 93 Lastwagen in Gaza eingetroffen, allerdings konnten die UN aufgrund von Sicherheits- und Logistikproblemen bisher keine Hilfsgüter an die notleidende Bevölkerung ausliefern.

Die UN warnen vor einer drohenden Hungersnot in Gaza, wo tägliche 500 Lastwagenladungen notwendig wären, um die Lebensmittelversorgung für etwa zwei Millionen Palästinenser sicherzustellen. Israeli meldet jedoch Bedenken, dass die Hamas die Hilfsgüter abfängt und gewinnbringend verkauft. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen angekündigt und betonte die Wichtigkeit dieser Entscheidung, um die internationale Unterstützung für Israel aufrechtzuerhalten. Während die humanitäre Lage angespannt bleibt, ist auch die Grundversorgung mit Lebensmitteln auf Empfehlung der Armee erforderlich, um eine Hungersnot zu verhindern.

Neuer Verteilungsmechanismus

Die israelische Regierung hat zudem einen neuen Verteilsystem beschlossen, der sicherstellen soll, dass Hilfsgüter nicht in die Hände der Hamas fallen. Israel plant, die Verteilung über die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zu organisieren, die private Sicherheitsleute einsetzt, um die Routen und Verteilzentren abzusichern. Die Stiftung zielt darauf ab, zunächst 1,2 Millionen Palästinenser über vier Verteilzentren mit Nahrungsmitteln, Wasser und Hygienekits zu versorgen. Langfristig sollen alle rund zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens erreicht werden. Dies geschieht in einem Kontext, in dem die traditionellen Hilfswege aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen stark behindert worden sind.

In einer gemeinsamen Erklärung forderten die Außenministerien der unterstützenden Länder eine vollständige Wiederaufnahme der Hilfen. Netanjahus rechtsreligiöse Regierungskoalition äußerte jedoch Kritik an den Hilfslieferungen, während Staatspräsident Izchak Herzog diese als positiv bewertete. Auch Amnesty International warnte vor den möglichen rechtlichen Implikationen eines solchen Verteilungsmechanismus, der in der Vergangenheit als Beitrag zur „illegalen Besatzung“ kritisiert wurde.

Kontext der humanitären Krise

Die humanitäre Krise im Gazastreifen hat sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 dramatisch verschärft. Damals kam es zu einem Terrorangriff der Hamas auf Israel, wobei circa 1.200 Menschen getötet wurden. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind mehr als 53.300 Palästinenser während des Konflikts gestorben, doch die Zahl ist nicht unabhängig überprüfbar. Inmitten dieser Krise wurde der Druck, humanitäre Hilfe bereitzustellen und sicherzustellen, dass diese nicht in die falschen Hände geraten, immer größer.

Das US-Außenministerium betonte die Notwendigkeit, dass die Nahrungsmittelhilfe die Bedürftigen erreicht, anstatt in den Händen von terroristischen Gruppen zu landen. Anwohner von Chan Junis wurden bereits aufgefordert, die Stadt wegen bevorstehender militärischer Angriffe zu verlassen. Der Konflikt zeigt, wie verwoben humanitäre Hilfe und Sicherheitspolitik in dieser Region sind und wie komplex die Lage für die Zivilbevölkerung bleibt.

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Ort Gazastreifen, Palästinensische Gebiete
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