Ukrainische Medienexpertin Dr. Steblyna startet neuen Kurs an Viadrina
Kramatorsk, Ukraine - Dr. Nataliia Steblyna, eine ukrainische Journalistin und Medienwissenschaftlerin, wird ab dem Sommersemester 2025 als erste Gastprofessorin am Kompetenzverbund Interdisziplinäre Ukrainestudien (KIU) an der Viadrina unterrichten. Steblyna, die Professorin an der Wassyl-Stus-Universität ist, hat sich um diese Position beworben, um ihre Erfahrungen zu teilen und das deutsche Hochschulsystem besser kennenzulernen. Ihre Seminare werden sich auf digitale Medienanalyse, russische Propaganda sowie Kommunikation in Kriegszeiten konzentrieren. Sie erwartet von den Studierenden Kreativität, Neugier und die Bereitschaft, ihre Hausaufgaben selbstständig zu erledigen, ohne auf Künstliche Intelligenz zurückzugreifen.
Die Herausforderungen für die ukrainische Hochschulbildung sind erheblich, insbesondere seit dem Beginn des Kriegs. Viele Studierende fühlen sich abgelenkt und sind gezwungen, Nebenjobs anzunehmen. Die Wassyl-Stus-Universität ist aufgrund des Konflikts an einen anderen Standort migriert und hat seither ihre Lehraktivitäten fortgesetzt. Diese Institution hat etwa 3.000 Studierende und bietet Programme in verschiedenen Fachbereichen an, von Mathematik bis Biologie.
Die Gefahren für Medienschaffende in der Ukraine
Seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 haben viele Journalisten über die Folgen des Konflikts berichtet. Die Sicherheitslage ist extrem riskant, geprägt von wahllosen Luftangriffen und gezielten Attacken auf Medienschaffende. Bis jetzt wurden 13 Journalisten getötet, davon zwölf auf ukrainischem Boden, während mindestens 47 weitere bei Reportagen verletzt wurden. Die gefährlichsten Regionen für die Medien sind Donezk, Charkiw, Luhansk und Kyjiw. Tragischerweise gibt es auch Berichte über gezielte Angriffe auf Redaktionsbüros und Hotels, wie die Todesfälle des Sicherheitsberaters Ryan Evans und der Journalistin Victoria Roshchyna zeigen, die unter dramatischen Bedingungen starben.
Über 150 Medienschaffende haben seit Beginn der Invasion gelitten, viele wurden Opfer anhaltender Unterdrückung und wurden unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert. Achtzehn Journalisten sind derzeit in russischem Gewahrsam, weil sie sich weigerten, mit den Besatzern zu kooperieren. Die Situation wird durch geplante Angriffe auf Rettungskräfte und Reporter zusätzlich verschärft.
Die Medienlandschaft im Krieg
Der andauernde Krieg hat auch die Medienlandschaft in der Ukraine stark beeinflusst. Es herrscht ein Rückgang an Medienangeboten, insbesondere in den unmittelbar betroffenen Gebieten. Lokale Printmedien sind oft nicht mehr verfügbar, während Online-Portale aufgrund instabiler Internetverbindungen schwer zu erreichen sind. Die Einführung eines 24-Stunden-Nachrichtenprogramms, dem Telemarathon, half zwar, relevante Informationen zu verbreiten, wird jedoch wegen der Staatsfinanzierung kritisiert. Viele befürchten, dass diese Monopolisierung der Nachrichten die Qualität und Vielfalt der Berichterstattung beeinträchtigt.
Kleinere, oppositionelle Kanäle wurden seit der Umsetzung des Telemarathons weitgehend aus dem digitalen Rundfunk verbannt. Während der Minister für Kultur und Informationspolitik, Mykola Tochytskyi, die Maßnahme während des Kriegsrechts unterstützt, schränkt sie dennoch den freien Meinungsaustausch ein, was von der EU-Kommission kritisch hinterfragt wird.
Leonid Schtekel, Journalist und Chefredakteur von Odessa-Daily, bezeichnete die gesetzgeberischen Einflussnahmen als besorgniserregend und betont die bedeutende kulturelle Rolle der russischen Sprache in der Ukraine, insbesondere in Städten wie Odessa. Er warnt auch vor den möglichen Konsequenzen eines Verbots von Telegram, einem wichtigen Medium für unabhängige Informationen, das an vielen Universitäten bereits verboten wurde.
Die Situation für Medienschaffende in der Ukraine bleibt angespannt, und die Herausforderungen für die Hochschulbildung sind kaum gewachsen inmitten eines andauernden Konflikts. In dieser schwierigen Zeit ist der Einsatz von Professorinnen und Professoren wie Nataliia Steblyna von großer Bedeutung, um das Wissen und die Erfahrungen einer krisengeplagten Nation in die akademische Welt einzubringen.
Details | |
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Vorfall | Terrorismus |
Ursache | russische Invasion, wahllose Luftangriffe |
Ort | Kramatorsk, Ukraine |
Verletzte | 47 |
Festnahmen | 18 |
Quellen |