Lebensrettung 2.0: Neue App verbindet Helfer im Donau-Iller-Rettungsdienst

Der Rettungsdienstbereich Donau-Iller in Günzburg verbessert die Reanimationsversorgung durch digitale Alarmierung ehrenamtlicher Helfer.

Der Rettungsdienstbereich Donau-Iller in Günzburg verbessert die Reanimationsversorgung durch digitale Alarmierung ehrenamtlicher Helfer.
Der Rettungsdienstbereich Donau-Iller in Günzburg verbessert die Reanimationsversorgung durch digitale Alarmierung ehrenamtlicher Helfer.

Lebensrettung 2.0: Neue App verbindet Helfer im Donau-Iller-Rettungsdienst

In der Region Donau-Iller schlägt die Retter-Uhr auf einem neuen Takt. Eine neueste Initiative zielt darauf ab, die Reanimationsversorgung signifikant zu verbessern und die Überlebenschancen bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu erhöhen. Der Rettungsdienstbereich, der die Landkreise Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgäu sowie die Stadt Memmingen umfasst, hat sich als Vorreiter etabliert. Bereits seit über einem Jahrzehnt werden Anrufer in Notfällen telefonisch angeleitet, schnelle Reanimationsmaßnahmen durchzuführen, mit etwa 300 Fällen jährlich. Die Notwendigkeit, dass jede Sekunde zählt, hat zu einer bemerkenswerten Weiterentwicklung des Systems geführt, die jetzt auch die Wasserrettung integriert.

Was ist neu? Seit zwei Jahren alarmiert eine innovative Smartphone-App ehrenamtliche Helfer der „Region der Lebensretter“. Diese Helfer sind aus verschiedensten medizinischen Berufen sowie von Freiwilligen Feuerwehren und Hilfsorganisationen rekrutiert. Dank dieser App können die nächsten verfügbaren Helfer zügig zur Einsatzstelle geleitet werden – ein entscheidender Vorteil, der die Reanimationszeit verkürzt und damit die Überlebenschancen verbessert.

Ein starkes Netzwerk von Lebensrettern

Die Integration der Wasserrettung ist ein richtungsweisender Schritt. Während der Badesaison übernehmen Wasserrettungsorganisationen, wie die Wasserwacht des BRK und die DLRG, die Aufgabe, Wachstationen an Badeseen und Freibädern zu besetzen. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand in der Nähe dieser Stationen wird zusätzlich zur Rettungskräften auch die Wasserrettung alarmiert. Diese Mannschaften rücken zur Erstversorgung aus, sofern genügend Helfer anwesend sind, was bei der großen Zahl an Badegästen während der sommerlichen Wochenenden besonders wichtig ist.

Zur Unterstützung der Initiative haben sich prominente Lokalpolitiker wie der Oberbürgermeister von Memmingen, Jan Rothenbacher, und der Landrat von Unterallgäu, Alex Eder, stark gemacht. Gemeinsam mit dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Steffen Maier, und dem Bundesarzt des DRK, Prof. Dr. Bernd Böttiger, wird die Dringlichkeit und die Bedeutung einer frühzeitigen, leitlinienkonformen Basisreanimation betont. In diesem Zusammenhang freut sich Nicola Galm von Gesundheitsregionplus Unterallgäu-Memmingen über den Fortschritt und sieht die Region als eine der fortschrittlichsten in Bayern.

Die Zahlen sprechen für sich

Die Statistik untermauert, wie wichtig diese Initiativen sind: Jährlich versterben in Deutschland über 70.000 Menschen am plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Eine frühzeitige Wiederbelebung könnte viele dieser tödlichen Fälle verhindern. Während die Laienreanimationsquote 2021 bei etwa 43% lag, zeigt die jüngste Erhebung für 2022 bereits einen Anstieg auf 51,3%. Dennoch bleibt Deutschland im europäischen Vergleich hinter Ländern wie Dänemark zurück, wo Quoten von über 80% erreicht werden – insbesondere dank verpflichtendem Lehrstoff zur Wiederbelebung in Schulen.

Geplant ist auch der Ausbau einer Defibrillatoren-Karte, die alle verfügbaren Defibrillatoren mit Standortdaten und Öffnungszeiten erfasst. Momentan sind rund 460 freiwillige Ersthelfer aktiv und es wird angestrebt, diese Zahl bis Jahresende auf 1.000 zu erhöhen. Interessierte müssen sich registrieren und ihre Qualifikation für die Teilnahme als „Lebensretter“ nachweisen, um die App nutzen zu können. Alle Helfer sind während ihrer Tätigkeit haftpflichtversichert, was zusätzlichen Anreiz zur Teilnahme schafft.

Wie Landrat Dr. Hans Reichhart und die anderen Verantwortlichen betonen, liegt die Zukunft der Reanimation und der schnellen Hilfe in der Zusammenarbeit und der ständigen Verbesserung der Systeme. Es liegt viel an der Gemeinschaft, damit die Region Donau-Iller eine Rolle als führendes Beispiel in der Reanimationsversorgung einnimmt.