Protest in München: 200 Menschen gegen Merz' umstrittene Stadtbild -Äußerung
Am 19.10.2025 demonstrierten 200 Menschen in München gegen Kanzler Merz‘ umstrittene "Stadtbild"-Aussage zur Migration.

Protest in München: 200 Menschen gegen Merz' umstrittene Stadtbild -Äußerung
Am frühen Nachmittag versammelten sich gestern rund 200 Menschen auf dem Münchner Marienplatz, um gegen die umstrittene „Stadtbild“-Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu protestieren. Die Kundgebung, organisiert vom Verein „Frau-Kunst-Politik“, der sich aktiv für Frauenrechte und Integration einsetzt, war ein klares Zeichen gegen diskriminierende Rhetorik. Die Rednerinnen machten deutlich, dass Worte oft recht gewalttätig sein können und betonten die Notwendigkeit einer respektvollen Kommunikation über Migration.
Naciye Özsu, die SPD-Ortsvorsitzende in Taufkirchen, warf Merz vor, eine spaltende Sprache zu gebrauchen, und forderte eine menschlichere Betrachtung der Einwanderungssituation. Auch Julia Schmitt-Thiel, Münchens SPD-Stadträtin, stellte klar: „Trennende Sprache hat keinen Platz in unserer Stadt.“ Die Kritiker hielten Tafeln mit dem Slogan „Kein Mensch ist illegal“ hoch, eine eindeutige Botschaft für Solidarität und Menschlichkeit.
Der Hintergrund der Proteste
Das Auslösen der Proteste war ein Auftritt von Merz in Potsdam, wo er angesprochen wurde auf das Erstarken der AfD und die Herausforderungen in der Migrationspolitik. Merz äußerte, dass die Bundesregierung die Zahl der neuen Asylanträge von August 2024 auf August 2025 um 60 Prozent reduzieren wolle. Diese Aussage sorgte nicht nur für Irritation, sondern wurde auch im Bundestag heftig diskutiert. Kritiker aus den Reihen der Grünen und der Linken forderten eine Entschuldigung für Merz’ verletzende Worte.
Im Kontext der Debatte über Migration betonte CSU-Chef Markus Söder die Notwendigkeit, nicht-straffällige Syrer und Afghanen zur Ausreise zu bewegen. Die Verwendung des Begriffs „Stadtbild“ wird zunehmend als beschönigendes Codewort kritisiert, das eine negative Wahrnehmung von Menschen, die als nicht-deutsch oder nicht-weiß angesehen werden, konstruiert. Soziologin Nina Perkowski erklärt, dass solche Begriffe Ängste schüren und Maßnahmen wie Abschiebungen legitimieren.
Die Kriminalitätsstatistik und ihre Interpretation
Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft zeigt, dass die Angst vor Kriminalität nicht immer mit der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung einhergeht. In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamtes wird ein Anstieg der Gewaltkriminalität von Ausländern um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Trotz der Tatsache, dass über 40 Prozent der Tatverdächtigen Ausländer sind, machen diese jedoch nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung aus. Kriminologen warnen vor Fehlinterpretationen dieser Daten. Holger Münch, Präsident des BKA, hat eine deutliche Fokussierung auf die Begrenzung der Migration gefordert, während Kritiker auf die Komplexität des Themas hinweisen.
Die Berichterstattung über Fluchtzuwanderung und Terroranschläge hat die öffentliche Furcht vor Kriminalität erhöht. Rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen schüren Ängste vor einem „rassifizierten Anderen“ und führen damit zu einem klammheimlichen Gefühl der Bedrohung in breiten Bevölkerungsschichten.
Die Reaktionen auf Merz’ Aussagen und die darauf folgenden Proteste machen deutlich, dass der Diskurs über Migration und Integration in Deutschland weiterhin sehr polarisiert ist. Die anhaltenden Konflikte zeigen, dass viele Menschen in Deutschland Rassismus, Diskriminierung und soziale Exklusion als zentrale Bedrohungen empfinden.
Während im politischen Raum die Positionen festgefahren scheinen, bleibt zu hoffen, dass die Stimmen derjenigen, die für ein offenes und respektvolles Miteinander eintreten, lauter werden.