Ergreifender Dokumentarfilm über Kriegskinder im Filmforum Höchst
Dokumentarfilm über Kriegskinder zeigt Zeitzeugnisse im Filmforum Höchst, angestoßen von Offenbacher Friedensinitiative.

Ergreifender Dokumentarfilm über Kriegskinder im Filmforum Höchst
Bewegende Berichte und emotionale Erinnerungen standen im Mittelpunkt der Filmvorführung „Kinder 1945 – Zeitzeuginnen 2025“, die am Donnerstag im Filmforum Höchst stattfand. Der Dokumentarfilm von Rebekka Waitz beleuchtet die Erlebnisse von ehemaligen Kriegskindern aus dem Rhein-Main-Gebiet. Veranstaltet von der Friedensinitiative Offenbach und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, zogen die eindringlichen Schilderungen der Zeitzeuginnen die Zuschauer in ihren Bann.
In den Erzählungen der vier Protagonisten spiegelt sich das Grauen der Kriegsjahre wider. Ria Becker-Faller, geboren im Dezember 1937, erinnert sich an ihre Kindheit in einem Tante-Emma-Laden und dramatische Erlebnisse im Luftschutzbunker. Annemarie Maurer, 92 Jahre alt, schildert ihre Ängste während der Bombenangriffe in Nürnberg. Bruni Freyeisen, Jahrgang 1940, erzählt, wie sie während eines Bombenangriffs auf Mainz das Licht der Welt erblickte und von einem Vorfall im Luftschutzkeller. Rudolf Heinemann, 88 Jahre, berichtet von der bedrohlichen Begegnung mit einer Phosphorbombe und seinen Erfahrungen mit Nahrungsmangel nach dem Krieg. Diese Berichte zeigen deutlich, wie tief die Schatten der Vergangenheit in den Lebensgeschichten dieser Menschen eingeprägt sind.
Die Schatten der Kindheit
Ähnliche Erlebnisse wie die der Zeitzeuginnen aus dem Film sind auch in anderen Erzählungen von Kriegskindern zu finden. Elfriede hat im Zweiten Weltkrieg traumatische Erfahrungen gemacht, die sie jahrzehntelang verdrängt hat. Als Mutter und Ehefrau musste sie durchhalten, während die dunklen Erinnerungen in ihrem Innern schlummerten. Doch mit dem Alter brechen diese Traumata wieder auf, oft ausgelöst durch alltägliche Erfahrungen, die schreckliche Bilder hervorrufen können. Der WDR filmte Elfriede und illustriert, wie Angehörige und Pflegekräfte in Seniorenheimen oft hilflos gegenüber den Retraumatisierungen sind. Die Thematik wird eindrucksvoll in einem weiteren Film dargestellt.
Die Auseinandersetzung mit den Kriegsfolgen geht weit über die persönlichen Geschichten hinaus. Es ist ein gesellschaftliches Thema, das nicht vergessen werden darf. Viele Kriegskinder, die jetzt im Alter sind, erleben durch Erinnerungen und emotionale Trigger, die im Alltag auftauchen, eine Rückkehr ihrer Ängste. Dabei wird deutlich, dass solche Erinnerungen nicht an einem bestimmten Zeitpunkt enden oder abgeschlossen werden können. Es liegt eine große Verantwortung bei den Angehörigen und Fachleuten, diesen Menschen zu helfen, den Frieden in sich selbst zu finden.
Eine wertvolle Dokumentation
Der Dokumentarfilm „Kinder 1945 – Zeitzeuginnen 2025“ bietet nicht nur Einblicke in die persönlichen Schicksale, sondern auch einen Raum für Reflexion und den Wunsch nach Frieden. Die Filmemacherin konzentriert sich darauf, den Interviewten einen Raum zur Verfügung zu stellen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Diese Herangehensweise ermöglicht ein ehrliches und berührendes Erzählen. Die Zeitzeuginnen äußern den klaren Wunsch, dass künftige Generationen aus den Schrecken der Vergangenheit lernen, auch wenn ihre Geschichten oft schmerzhafte Erinnerungen hervorrufen. Die FNP berichtet über diese berührende Filmvorführung.
In einer Zeit, in der Krieg und Frieden oft nur abstrakte Begriffe sind, ist es wichtiger denn je, diesen Geschichten Gehör zu schenken. Die Begegnungen mit den Zeitzeug*innen ermöglichen eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die viele von uns nicht vergessen dürfen. Hier braucht es Sensibilität und Mitgefühl. Nur so kann der Wunsch nach einem dauerhaften Frieden sowohl im individuellen als auch im kollektiven Gedächtnis verankert werden.