CDU-Chef Merz scheitert: Wem ist die Kanzlerwahl zum Verhängnis geworden?

Friedrich Merz verliert die Kanzlerwahl im ersten Gang. Spannungen in der Union und Spekulationen über Abweichler dominieren die politische Lage.
Friedrich Merz verliert die Kanzlerwahl im ersten Gang. Spannungen in der Union und Spekulationen über Abweichler dominieren die politische Lage. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Friedrich Merz, der Vorsitzende der CDU, hat die Wahl zum deutschen Kanzler im ersten Wahlgang am 6. Mai 2025 verloren. Die Situation ist für Merz angespannt, da nur 310 der 328 Abgeordneten von CDU/CSU und SPD für ihn stimmten, was sechs Stimmen weniger ist, als erforderlich, um die Wahl zu gewinnen. Trotz des Rückschlags erhielt Merz Standing Ovations von seinen Unterstützern, äußerte sich jedoch nicht zu den Umständen seines Scheiterns. Die momentane Stimmung in der Unionsfraktion ist geladen, und Jens Spahn, der neue Fraktionschef, fordert die Abgeordneten zur Ruhe auf und warnt vor Spekulationen und Schuldzuweisungen in dieser kritischen Phase.

Spekulationen über die Gründe des Misserfolgs kursieren schnell. Besonders im Fokus stehen die 18 Abweichler, welche Merz nicht unterstützt haben. Diese stammen sowohl aus der Union als auch aus der SPD. Während Unionsabgeordnete sich möglicherweise von Merz übergangen fühlen, könnte es eine bestimmte Agenda unter SPD-Abgeordneten geben, die ihrem Vorsitzenden Lars Klingbeil schaden wollte. Kerstin Vieregge, eine Verteidigungspolitikerin der CDU, betont hingegen die Geschlossenheit der Union und versichert, dass Merz 100%ige Unterstützung habe. Dennoch gibt es unzufriedene Stimmen, vor allem in den großen Landesverbänden, die leer ausgingen, was Ministerämter betrifft.

Politische Spannungen im Vorfeld der Wahl

Die Probleme für Merz sind Teil eines größeren Kontextes, in dem die CDU/CSU bei der Bundestagswahl 28,6 Prozent der Stimmen erhalten hat, was sie zur stärksten Kraft macht, jedoch die 30-Prozent-Marke knapp verpasste. Die Union konnte 190 der 299 Wahlkreise gewinnen, während die AfD mit 20,8 Prozent als zweitstärkste Kraft den Status der größten Oppositionsfraktion einnimmt. Die Ampel-Koalition, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, hat im Vergleich dazu stark verloren – die SPD erzielte ihr schlechtestes Ergebnis seit der Gründung der Bundesrepublik, während die Grünen 3 Prozentpunkte auf 11,6 Prozent einbüßten und die FDP mit nur 4,3 Prozent an der 5-Prozent-Hürde scheiterte.

Für die Union erweist sich eine Koalition mit der SPD als die realistischste Option zur Bildung einer stabilen Regierung. Eine große Koalition würde 328 Sitze in einem Bundestag mit 630 Abgeordneten umfassen. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der politischen Stimmung in Deutschland: Über 73 % der Befragten fühlen sich hinsichtlich der Haltung zur Schuldenpolitik getäuscht, insbesondere nach der Anpassung der Schuldenbremse. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines allgemeinen Rückgangs der nationalen Wirtschaftsleistung um 0,2 % sowie einer steigenden Wahlbeteiligung von 82,5 %, dem höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.

Die politischen Debatten sind geprägt von Themen wie innerer Sicherheit, sozialer Sicherheit und Migration, die große Sorgen der Bevölkerung widerspiegeln, besonders in Anbetracht der jüngsten Terroranschläge. Im internationalen Kontext bleibt Deutschland der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine, doch es bestehen Differenzen über den Umfang dieser Hilfe. Die Mehrheit der Deutschen äußert zudem Zweifel an einer erfolgreichen Vermittlung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump bei möglichen Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland.

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Ort Deutschland
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