77 Jahre Nakba: Palästinenser erinnern an die Flüchtlingskrise

Palästinenser erinnern am 15. Mai 2025 an die Nakba, während das Leiden im Gazastreifen andauert. Proteste in Ramallah zeigen die anhaltenden Forderungen nach Rückkehr und Gedenken an die Vertreibung von 1948.
Palästinenser erinnern am 15. Mai 2025 an die Nakba, während das Leiden im Gazastreifen andauert. Proteste in Ramallah zeigen die anhaltenden Forderungen nach Rückkehr und Gedenken an die Vertreibung von 1948.

Ramallah, Westbank, Palästina - Am 15. Mai 2025 gedenken Palästinenser weltweit des 77. Jahrestages der Nakba, eines Traumas, das 1948 mit der massenhaften Vertreibung von etwa 750.000 Palästinensern aus ihrem Heimatland verbunden ist. In Ramallah, im Westjordanland, versammelten sich über 50.000 Menschen zu Märschen, um an diesen bedeutsamen Tag zu erinnern. Hier hissen sie schwarze Flaggen mit dem Aufdruck „Rückkehr“ und bringen sogar Schulkindern in die Stadtmitte, um an der einwöchigen Gedenkfeier teilzunehmen. Bei dieser Veranstaltung tragen Jungen palästinensische Kuffiyeh-Schals, schwenken Flaggen und halten einen riesigen Nachbau eines Schlüssels, der symbolisch für ihre verlorene Heimat steht.

In Gaza jedoch fanden aufgrund der verheerenden Umstände, unter denen die Bewohner seit über 19 Monaten leben – gekennzeichnet durch bombenartige Angriffe und eine sich weiter verschärfende humanitäre Krise – keine Proteste statt. Über 50.000 Menschen wurden seit Oktober 2023 im Gazastreifen getötet und fast alle 2,4 Millionen Menschen in dem Gebiet wurden mindestens einmal während des Krieges vertrieben. Moamen al-Sherbini aus Khan Younis beschreibt das Leben in Gaza als ständige Nakba. Auch Malak Radwan betont, dass der Nakba-Tag für sie die tägliche Realität in Gaza verkörpert.

Im Kontext der Nakba

Die Nakba, die als „Katastrophe“ übersetzt wird, ist für die Palästinenser nicht nur ein historisches Ereignis, sondern manifestiert sich in ihrem täglichen Leben. Nach dem Palästinakrieg 1948 flohen über 700.000 Palästinenser, was etwa der Hälfte der arabischen Bevölkerung des Mandatsgebiets Palästina entsprach. Diese Fluchten geschahen zunächst durch jüdische Paramilitärs wie Hagana, Irgun und Lechi und später durch das israelische Militär. Historiker schätzen, dass in dieser Zeit zwischen 531 und 800 palästinensische Dörfer und Städte zerstört wurden.

Die israelische Politik hat auch in den vergangenen Jahrzehnten zu einer fortwährenden Vertreibung geführt. Im Westjordanland, das seit 1967 besetzt ist, haben israelische Streitkräfte Zehntausende aus Flüchtlingslagern vertrieben. Premierminister Benjamin Netanyahu sucht mittlerweile nach Drittstaaten, um die Bevölkerung von Gaza aufzunehmen, während israelische Führer offen den Wunsch äußern, das Gebiet von Palästinensern zu leeren. Diese Bestrebungen sind Teil eines größeren Kontextes, der ethnische Säuberung und das Recht auf Rückkehr der Palästinenser betrifft, welches ein zentrales Thema in den festgefahrenen Verhandlungen zwischen Israel und Palästina bleibt.

Fortdauernde Kämpfe und Forderungen

Trotz der signifikanten geopolitischen Veränderungen bleibt der Nakba-Tag für palästinensische Flüchtlinge eine Erinnerung an ihr erlittenes Unrecht und eine Mahnung an den fortwährenden Kampf um ihre Rechte. Dutzende Massaker an Arabern wurden während des Krieges verübt, und die Vertreibung wird von einigen Historikern als ethnische Säuberung beschrieben. Der Nakba-Tag wird jedes Jahr am 15. Mai begangen und führt die Palästinenser in ihrem Anspruch auf Rückkehr zusammen und stärkt ihr kollektives Gedächtnis.

In der aktuellen politischen Landschaft blieben die Forderungen nach dem Recht auf Rückkehr laut und ungehört, während die humanitäre Lage in Gaza zunehmend prekär wird. Letzte Genehmigungen des israelischen Sicherheitskabinetts für eine erweiterte Militäroffensive deuten darauf hin, dass die Situation weiter eskalieren könnte, was in Anbetracht der bisherigen Tragödien in der Region besorgniserregend bleibt.

Insgesamt zeigt der Nakba-Tag die tief verwurzelten und anhaltenden Herausforderungen für die palästinensische Identität und ihre politischen Ansprüche. Die Notwendigkeit einer Lösung bleibt für alle Beteiligten dringend, doch die Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit scheint in weiter Ferne.

Für weiterführende Informationen über die Ereignisse rund um die Nakba besuchen Sie bitte Al Jazeera und Wikipedia.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Ramallah, Westbank, Palästina
Quellen