Trockenheit stoppt Mückenflut im Norden: Was erwartet uns diesen Sommer?

Biologin Elke Reinking berichtet über die Auswirkungen von Trockenheit auf die Stechmückenpopulation im Norden Deutschlands.
Biologin Elke Reinking berichtet über die Auswirkungen von Trockenheit auf die Stechmückenpopulation im Norden Deutschlands. (Symbolbild/NAG Archiv)

Greifswald, Deutschland - In Norddeutschland zeichnet sich in diesem Jahr eine ungewöhnlich geringe Stechmückenpopulation ab. Laut der Biologin Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald ist die trockene Wetterlage ein entscheidender Faktor. Hohe Temperaturen unterstützen zwar die Insekten, jedoch mangelt es an geeigneten Wasserflächen, die für die Entwicklung der Mückeneier notwendig sind. Carsten Pusch, stellvertretender Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Schleswig-Holstein, konstatierte ebenfalls, dass in diesem Jahr bislang nur wenige Stechmücken gesichtet wurden.

Die Vermehrung der Stechmücken ist stark von Wetterbedingungen abhängig. Bei idealen Umständen können Mücken innerhalb von zwei bis drei Wochen hunderte Eier legen und die neue Generation hervorgehen. Die Prognosen zur zukünftigen Mückenpopulation sind jedoch schwierig und spekulativ, da sie sowohl von Wärme als auch von Feuchtigkeit abhängen. Aufgrund der aktuellen Trockenheit könnte es sein, dass auch der Sommer mückenarm bleibt, was die Region bisher erfreut.

Die Bedrohung durch neue Arten

In den letzten Jahren sind in Deutschland einige exotische Stechmückenarten sowie verschiedene Viren aufgetaucht. Insbesondere die Asiatische Tigermücke erlangt hierbei Aufmerksamkeit, da sie tropische Erreger wie das Dengue-, Zika- und Chikungunya-Virus übertragen kann. Bisher wurde diese Art hauptsächlich im Südwesten Deutschlands beobachtet, während es in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern keine Meldungen gibt. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass sich die Asiatische Tigermücke künftig auch in diesen Regionen verbreiten könnte, insbesondere in Anbetracht des Klimawandels, der die Ansiedlung solcher Arten begünstigt.

Zusätzlich wurde das West-Nil-Virus, das vor allem Vögel und Pferde befällt, im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt. Reinking äußerte die Erwartung, dass es auch in diesem Jahr wieder zu Fällen des West-Nil-Virus kommen könnte. Daher empfiehlt sie Pferdebesitzern in betroffenen Regionen, ihre Tiere zu impfen.

Monitoring und Aufklärung

Das LGL Bayern hebt hervor, dass gebietsfremde Stechmückenarten wie die Asiatische Tigermücke durch internationalen Handel und Tourismus nach Deutschland gelangen. Um diese bedrohlichen Arten zu überwachen, startet 2024 ein gezieltes Stechmücken-Monitoring in Bayern, unterstützt durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. An vier Standorten, an denen Asiatische Tigermücken gesichtet wurden, werden Monitoring-Maßnahmen zur frühzeitigen Entdeckung neuer Populationen durchgeführt.

Die Bevölkerung wird aktiv eingeladen, bei der Überwachung zu helfen, indem sie Meldungen über Sichtungen von Stechmücken einreicht. Dies ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Vermeidung von Brutstätten und zum Schutz vor Infektionskrankheiten, die durch Mücken übertragen werden können. Informative Materialien werden entwickelt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, um das Bewusstsein für die Gefahren und den richtigen Umgang mit diesen Insekten zu schärfen.

Die Lage bleibt dynamisch, und während die trockenen Bedingungen vorerst die Mückenpopulation eindämmen, bleibt abzuwarten, wie sich das Wetter im weiteren Verlauf des Jahres entwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf die Stechmücken und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken haben könnte.

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Ort Greifswald, Deutschland
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