Fachkräftemangel: So meistern Migranten die Hürden auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Erding kämpft gegen Fachkräftemangel. Der Anstieg ausländischer Arbeitssuchender bietet neue Chancen und Herausforderungen.

Fachkräftemangel: So meistern Migranten die Hürden auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Die Diskussion über den Fachkräftemangel in Deutschland hat in den letzten Jahren an Brisanz gewonnen. Insbesondere die Pflege, das Handwerk und die IT-Branche sind davon betroffen. Prognosen zeigen, dass bis 2039 ein Drittel der aktuellen Erwerbskräfte wegen des Renteneintritts der sogenannten Babyboomer fehlen könnte. Um diesem Engpass entgegenzuwirken, rückt die Zuwanderung aus dem Ausland zunehmend in den Vordergrund. So berichten die Merkur, dass im Jobcenter Aruso in Erding mehr als 58 % der Bürgergeldempfänger ausländische Staatsangehörige sind, ein Anstieg von nur 22 % im Jahr 2010.
Unter den rund 2.300 Leistungsbeziehern haben 1.341 keinen deutschen Pass. Diese dramatische Veränderung in der Zusammensetzung der Arbeitssuchenden ist vor allem auf Migration und Fluchtbewegungen zurückzuführen. Viele der ausländischen Arbeitssuchenden kommen aus Ländern wie der Ukraine, Afghanistan, Syrien und der Türkei. Ein Drittel dieser Bürgergeldempfänger hat eine betriebliche oder akademische Ausbildung, was vielversprechend klingt, jedoch oft eine Anerkennung ihrer Abschlüsse in Deutschland erfordert.
Integration im Fokus
Doch der Weg zur Arbeitsaufnahme ist nicht immer einfach. Neben der formalen Anerkennung von Abschlüssen sind auch gesundheitliche Einschränkungen, eine mangelnde Mobilität und fehlende Betreuung für Kinder weitere Hürden, die viele Migranten überwinden müssen. Bis September 2025 hat das Jobcenter Erding immerhin 424 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreicht, von denen etwa die Hälfte in qualifizierte Fachkräfte ging. Besonders gefragt sind dabei eure Beschäftigte in den Bereichen Logistik, Gastgewerbe, Handel und Gesundheitswesen.
Ein zentrales Element der Integration ist die Sprache: Deutschkurse und berufliche Qualifizierungsangebote stehen hoch im Kurs und erleichtern den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Maßnahmen zur Sprachförderung sind ein wichtiger Bestandteil der Jobcenter-Programme, die darauf abzielen, Migranten schnell in den Arbeitsprozess zu integrieren.
Politische Maßnahmen
Politisch wird der Fachkräftemangel ebenfalls angepackt. Im Juni 2023 hat der Bundestag Maßnahmen beschlossen, um die Einwanderung von hochqualifizierten Akademikern und Fachkräften zu erleichtern. Nach Angaben von bpb kommen immer mehr Drittstaatsangehörige nach Deutschland, im Jahr 2022 waren es rund 73.000, 2021 waren es noch 40.000.
Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2023 ermöglicht es zudem, weltweit nach geeigneten Arbeitskräften zu suchen. Bürger aus der EU können sich ohnehin frei bewegen, während Nicht-EU-Zuwanderer eine Arbeitserlaubnis benötigen. Besonders oder besonders dynamisch ist die Zuwanderung aus Indien, die stetig ansteigt. Das Potenzial ist also gegeben, doch um die Integration erfolgreich zu gestalten, müssen bürokratische Hürden und administrative Komplikationen abgebaut werden.
Der Ausblick
Die Herausforderungen bleiben aber auch in den kommenden Jahren hoch. Die hohe Zahl an offenen Stellen von über 767.000 im Mai 2023 und die gewaltige Fachkräftelücke, die bis 2026 auf rund 240.000 Personen geschätzt wird, zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auf die Zuwanderung angewiesen ist. Um die Erwartungen zu erfüllen, wird geschätzt, dass Deutschland jährlich rund 400.000 Zuwanderer braucht. Nur so kann der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland langfristig abgemildert werden. Ein Thema, das nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft betrifft – da liegt was an!
Wie sich all diese Entwicklungen in der Praxis auswirken und welche weiteren Schritte nötig sind, um die Migration zur Lösung des Fachkräftemangels positiv zu gestalten, bleibt abzuwarten. Die kommenden Jahre werden entscheidend für die Integration und den Erhalt der Arbeitsfähigkeit in Deutschland sein.