Herzhausen verliert nach 114 Jahren: Bäckerei Raabe schließt für immer!
Bäckerei Raabe in Herzhausen schließt nach 114 Jahren zum 30. Dezember 2025 wegen Personalmangel und steigender Kosten.

Herzhausen verliert nach 114 Jahren: Bäckerei Raabe schließt für immer!
In Herzhausen wird zum Jahresende 2025 das traditionsreiche Café Raabe nach 114 Jahren schließen. Bäckermeister Frank Raabe und seine Partnerin Monika Schulte, die gemeinsam das Unternehmen führen, haben keine leichte Entscheidung getroffen. Der letzte Öffnungstag ist für den 30. Dezember 2025 geplant. Der Hauptgrund für die Schließung sind drückende Herausforderungen wie Personalmangel, der in den letzten Jahren immer gravierender wurde. Statt der ehemals mehr als 15 Mitarbeiter arbeiten nun nur noch das Paar und zwei Aushilfen.
Doch nicht nur bei Raabe ist der Druck spürbar. In Deutschland ist die Backwarenbranche im Umbruch. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, nimmt die Zahl der traditionellen Bäckereien ab, während große Filialisten und die industrielle Brotproduktion immer dominanter werden. Laut dem ersten Bäckerei-Monitor von der Gewerkschaft NGG und der Hans-Böckler-Stiftung ist die Anzahl der Betriebe in den letzten zehn Jahren um fast 30 Prozent gesunken und rund 20.000 Arbeitsplätze wurden verloren. Parallel dazu stieg der Gesamtumsatz der Branche 2023 auf 21,8 Milliarden Euro.
Die Probleme der Branche
Der Druck ist nicht zu übersehen: 86 Prozent der Beschäftigten in der Backwarenbranche berichten von hohem Stress, der durch Personalmangel und wachsende bürokratische Hürden verstärkt wird. Frank Raabe und Monika Schulte haben erst kürzlich in neue Geräte investiert und ihre Küche saniert, um ihren Betrieb am Laufen zu halten. „Uns bleibt nur, uns neu zu orientieren und trotz der Schwierigkeiten im Beruf zu bleiben“, so Raabe. Die beiden können den ständigen Kampf um die Kosten und die Fluktuation im Personal nicht mehr länger stemmen.
Ein weiterer Faktor, der die Bäcker belastet, ist der stetig steigende Mindestlohn. Dies trägt zur finanziellen Unsicherheit vieler kleiner Betriebe bei. Zudem haben Umfragen gezeigt, dass weniger als die Hälfte der Auszubildenden plant, nach der Lehre im Beruf zu bleiben. Die Ansprüche der Jugendlichen sind hoch, und viele wechseln – häufig sogar im unbefristeten Arbeitsverhältnis – den Beruf.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Mit den Schließungen wie bei Raabe und dem Outdoor-Fachgeschäft „Outdoor & More“ in Burgwald, das ebenfalls einen Räumungsverkauf bis Jahresende durchführt, ist die Zukunft ungewiss. „Es gibt viel Unsicherheit über die Nutzung der Liegenschaften“, sagt Raabe. Diese Umstrukturierungen sind nicht nur ein regionales Phänomen, sondern spiegeln die bundesweiten Herausforderungen der Backwarenbranche wider. Die Gewerkschaft plant bereits Kampagnen zur Verbesserung des Arbeitgeberimages und ermutigt zur Verlagerung der Produktionszeiten und zur Nutzung moderner Technologien, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Die anhaltenden Herausforderungen im Bäckerhandwerk zeigen, dass hier großer Handlungsbedarf besteht. Wie bereits festgestellt wurde, wächst der Anteil an Teilzeitbeschäftigten, während eine Vielzahl von Betrieben ihre Rekrutierungsstrategien überregional, bis hin zu Südostasien und Nordafrika, ausweiten müssen. Frank Raabe und Monika Schulte hoffen, trotz der Schließung des Familienbetriebs, der Branche erhalten zu bleiben und möglicherweise in einem anderen Kontext agieren zu können.