Kritik an Netanjahus Politik: 150 Experten fordern Kurswechsel für Deutschland
Am 3.10.2025 fordern 150 Fachleute einen Kurswechsel in Deutschlands Nahost-Politik angesichts der kritischen Lage zwischen Israel und Palästinensern.

Kritik an Netanjahus Politik: 150 Experten fordern Kurswechsel für Deutschland
In der aktuellen politischen Landschaft ist das Thema Nahostkonflikt präsenter denn je. Anlass bietet die scharfe Kritik an der rechtsextremen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Laut einem Bericht von Deutschlandfunk sehen über 150 Fachleute aus verschiedenen Bereichen die Notwendigkeit eines radikalen Kurswechsels in der deutschen Nahostpolitik. Diese Experten betonen die dringende Forderung nach einer Kriegsführung, die am Völkerrecht ausgerichtet ist und den Druck auf Hardliner auf beiden Seiten erhöhen soll, einschließlich der Verhängung von Einreiseverboten und dem Einfrieren von Vermögenswerten.
Die politische Doktrin der Staatsräson, die oft über rechtliche und moralische Verpflichtungen Deutschlands gestellt wird, wird von den Fachleuten als problematisch erachtet. Diese Doktrin ignoriert nicht nur die Grundrechte der Palästinenser, sondern stellt auch das Schicksal der israelischen Geiseln in den Hintergrund. Unterschrieben von namhaften Persönlichkeiten, darunter der frühere EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die Ex-UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson, bringt der Appell die deutsche historische Verantwortung für den Holocaust ins Spiel. Dies geschieht im Hinblick auf den Schutz jüdischen Lebens und die Bekämpfung von Antisemitismus, wobei betont wird, dass Wiedergutmachung nicht zu Lasten Dritter erfolgen darf.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen
Doch wie steht es um den Status Palästinas? Die Völkerrechtslage bringt viele Fragen mit sich. Etwa 150 Länder erkennen Palästina bereits als Staat an oder planen dies. Laut Tagesschau befürworten viele westliche Regierungen, einschließlich Deutschland, eine Zweistaatenlösung, bei der Palästina das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem umfasst. Diese Lösung, die eine rechtlich verankerte Staatsdefinition erfordert, sieht drei zentrale Kriterien vor: ein Staatsvolk, ein Staatsgebiet und effektive Staatsgewalt. Während die Bevölkerung Palästinas die Kriterien für ein Staatsvolk erfüllt, bleibt die Frage der effektiven Staatsgewalt umstritten. Wikipedia verweist darauf, dass die Autonomiebehörde im Westjordanland und die Hamas im Gazastreifen jeweils umstrittene Kontrollinstanzen bilden.
Besonders interessant ist, dass der Internationale Gerichtshof Israels Siedlungspolitik als völkerrechtswidrig bewertet hat. In diesem Kontext wird auch die Frage diskutiert, ob das Selbstbestimmungsrecht der Völker die fehlende Staatsgewalt kompensieren kann. Der politische Druck durch die Anerkennung Palästinas könnte durchaus dazu beitragen, dass Israel gezwungen wird, die völkerrechtlichen Verpflichtungen ernst zu nehmen, auch wenn die bisherigen Anerkennungen bisher wenig bewirken konnten.
Herausforderungen der Zweistaatenlösung
Die Idee einer Zweistaatenlösung, in der sowohl Israel als auch Palästina existieren, ist weitreichend unterstützt, doch die Umsetzung bleibt voller Herausforderungen. Insbesondere die Einigung auf akzeptierte Grenzen und die Vielzahl illegaler Siedlungen im Westjordanland stehen einem Fortschritt im Weg. Die israelischen Sperranlagen verhindern zudem eine wirkliche Verbindung zwischen israelischem und palästinensischem Gebiet. Tagesschau berichtet, dass die palästinensische Seite eine Waffenstillstandslinie von 1967 als Grenze fordert, was von Israel jedoch nicht akzeptiert wird. Der Weg zur Anerkennung einer unabhängigen palästinensischen Staatsführung ist also gespickt mit politischen und territorialen Hürden, die schwer zu überwinden sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation in der Region und insbesondere die Diskussion um die Zweistaatenlösung weiterhin von großer Brisanz ist. Es bleibt abzuwarten, wie die internationale Gemeinschaft auf die Forderungen reagieren wird und ob ein neuer Kurs in der deutschen Nahostpolitik tatsächlich eingeleitet wird.